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Bermondsey

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SE1: Bermondsey

U Tower Hill, über die Tower Bridge.

Von den Stadtteilen jenseits der Themse tut sich Bermondsey, östl. der Tower Bridge Rd, noch am schwersten mit der gentrification. Londons neuer Lieblingssport bedeutet, dass verwahrloste Gegenden mit Phantasie, Kulturtourismus und Kapitaleinsatz aufpoliert werden. Bermondsey hat es aber auch besonders schwer. Zwischen Bankside (quirlig) und Rotherhithe (an Tourismus nicht interessiert) besitzt es nur eine U-Bahnstation, im Niemandsland der Jamaica Rd. Der Blick hinüber, etwa nach Wapping, ist auch nicht so, dass sich Immobiliengeier um diesen Uferabschnitt in die Federn kriegen würden. Aber ein edles Museum macht den Anfang, ein Trio von Conran-Restaurants an der Waterfront ist nachgerückt, und den kultigen Antikmarkt am Bermondsey Square gab´s immer schon. (Dagegen zog Edward Bramah 2001 mit seinem Tee & Kaffeemuseum nach Bankside, weil ihm an der Butler´s Wharf die Beschilderung zu dürftig war.)

St Saviour´s Dock

Das schmuddlige Seitenbecken am Shad Thames diente im 18. Jh. Flusspiraten als Unterschlupf, die sich auch nicht davon schrecken ließen, dass ihre verurteilten Bandengenossen an der Dockmündung aufgehängt wurden. Charles Dickens war von diesem pesthauchenden Höllenpfuhl so angewidert, dass er ihn zum Schauplatz für das grausige Ende des Mörder Bill Sykes in Oliver Twist (1838) erkor. Auch David Lynch fand noch genug „Flair“ vor, um seinen Elephant Man (1980) rund um St Saviour´s Dock abzudrehen.

Design Museum

28 Shad Thames, Butler´s Wharf, SE1, T. 0870/833 9955. www.designmuseum.org. 1200m südl. von U Tower Hill, Bus 15/78/100. Tgl. 10-17.45h, Fr -21h. Eintritt 9/6 €, Kind (5-15) 6 €, Familie 24 €.

Von Sir Terence Conran 1989 eröffnet, kokettiert der hinreißende Weißling im Lagerhaus der 1950er ein bisschen mit New Yorks MoMA (Museum of Modern Art).

Warum Artikel aussehen, wie sie aussehen, und was zeitgenössisches Design mit Lebensqualität zu tun hat, erzählen in der Review Gallery (erste Etage) Coca-Cola-Flasche und Walkman, Stühle, Essbesteck, sogar Autos wie der Twingo. Die Temporary Gallery wird alle drei Monate ausgemistet, um das Allerneueste reinzupacken, während sich oben drüber die Collection Gallery einzelnen Designern widmet, von Charles Mackintosh bis Philipp Starck. Wer hinter dem designten Gegenstand (klassisch, Kitsch, modern, surreal, innovativ) eine Entwicklungsgeschichte erkennt, hat´s geschafft. Dem Konzept des DM entsprechen auch Sonderausstellungen wie „Abenteuer Aluminium: Vom Schmuck zum Jet“. Da die vortreffliche Kollektion rasend schnell heranwächst, sind Anbauten in Planung.

Pause. Das Museum Café (T. 7940 8785. Zugang frei, tgl. 10-17.30h) im Erdgeschoss wird von Konditor & Cook betrieben. Das Blueprint Café (T. 7378 7031), mehr Restaurant denn Bohnenbrüher, gehört ebenfalls zu Conrans durchgestyltem Reich und bietet hohes Niveau. Das betrifft den Balkonblick auf Themse & Tower, das Design und die Preise (Vorspeisen 8-11 €, moderne europäische Kost 17-26 €).