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Sanctuary

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Typisch britisch

Was sagt uns ... Sanctuary?

„Heilige Stätte, Asyl“. Westminster Abbey und St Margaret´s Church liegen am Broad Sanctuary. Übeltäter, die in ein sanctuary flohen, waren vor Verfolgung sicher. Allerdings durfte ihre Missetat sich weder gegen die Kirche richten noch Landesverrat beinhalten. Während ihres Aufenthaltes mussten sie sich penibel an die Regeln der Asylstätte halten.

St Margaret´sBroad Sanctuary, beim Nordportal der Westminster Abbey, T. 7654 4840. www.westminster-abbey.org. Mo-Fr 9.30-15.45h, Sa -13.45h, So 14-17h. Eintritt frei.

Westminsters Pfarrkirche (auch) für Unterhausmitglieder hätte viel zu erzählen. Immerhin stand auf diesem Fleck bereits 1064 ein Gotteshaus, damit seine Bürger die Abtei nicht länger mit den Mönchen teilen mussten, mit denen sie ständig in Fehde lagen. Das heutige Gebäude, ein feines Beispiel der Spätgotik, wurde im 16. Jh. errichtet, was spätestens seine Fenster verraten.

Das Westfenster zeigt Episoden aus dem turbulenten Leben des Sir Walter Raleigh, der 1584 Virginia, die erste englische Kolonie in Nordamerika, gründete, aus Dank aber 1618 hier auf dem Old Palace Yard hingerichtet und in St Margaret´s begraben wurde (siehe Tower/Bloody Tower).

Spannender ist das Ostfenster aus flämischem Glas, das Spaniens „Katholische Könige“ 1505 Heinrich VII. vermacht hatten. Das feine Geschenk von Ferdinand und Isabella galt der Verlobung ihrer Tochter Katharina mit dem englischen Thronfolger Arthur. Weil dieser noch vor der Hochzeit starb, musste die spröde Braut mit Arthurs jüngerem Bruder vorlieb nehmen, der 1509 als Heinrich VIII. den Thron bestieg. Damit begann jene blutige Seifenoper, in deren Verlauf Heinrich sich zum Oberhaupt der englischen Kirche machte (siehe Hever Castle).

Houses of Parliament

Parliament Square, T. 7219 3000, SW1. www.parliament.uk.

Eigentlich heißt dieses gewaltige Gebäude Palace of Westminster, denn bis zu Heinrich VIII. nutzten es die Könige als Residenz. Davon stehen nur noch Westminster Hall, Krypta und Kreuzgänge, alles andere fiel dem Großbrand 1834 zum Opfer. Ein Abgeordneter des Unterhauses wollte damals einen Zeitungsartikel, der ihm nicht wohlgesonnen war, im offenen Kamin verbrennen und löste dabei das Feuer aus.

Wie so vieles hierzulande verdankt das Parlament sein Antlitz der Altertümelei des 19. Jhs. Charles Barry und Augustus Pugin dachten sich 1840 ein verrücktes neogotisches Bauwerk voll goldiger Türmchen, Nischen und Wappen aus, mit Denkmälern aller Herrscher von Wilhelm dem Eroberer bis zu Königin Viktoria. Barry starb über dieser Aufgabe an Erschöpfung, Pugin endete in einer Irrenanstalt. War ja auch ein bisschen Arbeit, denn insgesamt umfassen die Houses of Parliament 1000 Räume, 100 Treppenhäuser und elf Innenhöfe. Im Laufe der Zeit kamen noch acht Bars und sechs Restaurants hinzu. Nichts davon ist Normalsterblichen zugänglich, doch die dürfen ja Parlamentssitzungen bzw. Führungen beiwohnen.

Rundgang. Zuerst begeben wir uns auf die Sonnenterrasse über der Uferbefestigung. (Die Stufen ins Flussbett dienten den Parlamentariern mehrfach als Fluchtweg vor dem aufgebrachten Mob. Von wegen Unantastbarkeit des Parlaments.) Von hier aus ist die strenge Symmetrie des Bauwerks angemessen zu würdigen, die nur zwei Türme durchbrechen. Der Victoria Tower am s Ende wurde 1860 vollendet; im dreieckigen Gärtchen findet man ein bunt gefliestes Gedenkstättchen (1834) zur Sklavenbefreiung. Ungleich berühmter ist Victorias Pendant am n Ende, der 97m hohe Clock Tower (1858), den alle Welt fälschlicherweise Big Ben nennt.

Was im Parlament vor sich geht, erfährt man als Besucher einer Debatte. Führungen verraten zudem, wo die Statuen verdienter Old Boys stehen, wo die Bibliothek, die Sporthalle oder die Kapelle.