Chelsea

Noch mal ins Grüne

Chelsea Physic Garden 66 Royal Hospital Rd, Eingang Swan Walk, SW3, T. 7352 5646. www.chelseaphysicgarden.co.uk. 1100m südl. von U Sloane Square, Bus 11/19/22/239. Apr-Okt Mi 12-17h, So 14-18h. Eintritt 8/5 €, Kind (5-16) 5 €. Führung frei.

Verschwiegen-schöner Treffpunkt. Von den Gärten des Royal Chelsea Hospital geht es an der Themse entlang zu Europas ältestem botanischem Garten, den die Apothecaries Society 1673 einrichtete, um zu erkunden, von welchen Pflanzen der Insel heilende Wirkung ausgeht. So findet man auf 1,5 Hektar bis heute seltene Bäume und Sträucher. Nach einem der ersten Gärtner, William Forsyth, wurde gar der Goldfliederbusch benannt, und von hier stammten 1732 die Samen für Nordamerikas erste Baumwollplantage.

Albert Bridge Ab Royal Hospital der Nase nach zur Themse runter. Bus 239 ab Victoria.

Eine der schmucksten Verbindungen über die Themse, zumal abends, wenn ihre Pastellfarben ins leuchtende Nacht-Ornat (weiß-rosa) übergehen. Dabei stand die Pseudo-Hängekonstruktion (1873) von Roland Mason Ordish, die vom Cheyne Walk zum Battersea Park führt, um 1966 schon vor dem Abriss, bis der Verein ihrer Freunde zwei Stützpfeiler hinzufügen ließ. Häuschen an beiden Enden gedenken der Tage, da hier Brückenzoll zu entrichten war.

Carlyle House 24 Cheyne Row, SW3, T. 7352 7087. www.nationaltrust.org.uk. 1700m sw von U Sloane Square, Bus 11/19/22/39/219. Apr-Okt Mi-Fr 14-17h, Sa/So 11-17h. Eintritt 6 €, Kind (5-16) 3 €.

Ein anderes Beispiel lokaler Extravaganz lieferte der „Weise von Chelsea“. Im dreistöckigen Haus, das er von 1834 bis zu seinem Tode bewohnte, entwickelte Thomas Carlyle (1795-1881) verquaste Theorien über die genial-heroische Persönlichkeit als Motor der Geschichte. Das Gebäude (1798) mit Terrasse und Gärtchen bewahrt den Charme jener Tage, da Dickens, Chopin oder Tennyson darin ein und aus gingen. Der alte Goethe schrieb im Juli 1827 an Eckermann:

„Carlyle ist eine moralische Macht von großer Bedeutung. Es ist in ihm viel Zukunft vorhanden.“
Wahrer Fleiß. Im Dachgeschoss verfasste der puritanische schottische Lehrer, Goethe-Übersetzer, Schiller-Biograph und Unirektor (Edinburgh, 1865) auch jene History of the French Revolution (1837), deren frisch vollendetes Manuskript seine Putzfrau für Altpapier hielt und in den Kamin warf. Daraufhin schrieb Carlyle den Schinken nochmals – ohne sie zu feuern.

Cheyne Walk 50m südl. vom Carlyle House, SW3.

Bekanntlich würdigen wortkarge blaue Keramiktafeln bekannte Persönlichkeiten an deren Ex-Wohnsitz. Chelsea bekam davon einen Riesenbatzen ab, auch dank der Schriftsteller Addison, Swift, Smollett, Wilde, Lawrence, Russell, Twain und Henry James. Beinahe blau gekachelt ist aber in ganz London nur die Uferpromenade zwischen Albert und Battersea Bridge.

Promis in Chelsea.

Am schmucken Cheyne Walk lebten u.a. die Erzählerin George Eliot (alias Mary Ann Evans, No 4), der Präraffaelit Dante Gabriel Rossetti und der Poet Algernon Swinburne (16), der humanistische Brummbär T.S. Eliot (21), die melodramatische Romantante Elizabeth Gaskell (93), der Impressionist James Abbott Whistler (96) und, unter dem Pseudonym Booth, William Turner (119). Noch ohne Plakette ist 48 Cheyne Walk, wo Mick Jagger , Keith Richards, Brian Jones und Edith Grove in den 60ern eine turbulente WG bildeten. In einer Kapelle der wahrlich alten Chelsea Old Church (12. Jh.) liegt Thomas Morus begraben (siehe Maler in Chelsea).

Chelsea Stadium Stamford Bridge, Chelsea Village, Fulham Rd, SW3, T. 7957 8278. www.chelseafc.com. 300m östl. von U Fulham Broadway (Zone 2). Stadionführung 15 €, Kind 9 €, außer an Spieltagen Mo-Fr 11/13/15h, Sa/So 12/14h.

Chelseas Hybris ungefiltert! Hier präsentiert sich der meistgehasste Fußballverein des Landes. Lange war der Chelsea FC nur ein Schnöselclub für alternde Weltstars, dann kam Roman Abramowitsch, der Russland um Milliarden Dollar bestohlen hat und sich nun satt in London niederließ. Er stattete den CFC mit einem Luxus-Kader aus, der gleich für drei Champions-League-Teams reichen würde (Tickets für Heimspiele siehe Sport).

Die sündhaft teure Hall of Fame beleuchtet multimedial Geschichte und Erfolge des FC Ruhmreich, feiert sein Stadion Stamford Bridge und den Sportpark Chelsea Village. Gnädigerweise kommen am Rande sogar andere Sportarten vor: Tennis, Rudern, Klettern, Leichtathletik.