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Museen

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U-Post im Science Museum

Was macht der Herzog in der Röhre?

Im Science Museum findet sich ein gar seltsames Gefährt: Einer jener Wagen, die nach der Gasexplosion in einer unterirdischen Röhre am 20. Dez 1928 zum Vorschein kamen. Sie gehörten zum 1863 eingerichteten System von Postwagen auf 735mm-Gleisen, die wie eine Rohrpost in Tunneln unter London verkehrten. Die erste Strecke verlief vom District-Postamt Eversholt St nach Euston. Durch Druckluft getrieben, legte der fahrerlose Zug die 450m im Tunnel (2,10m Durchmesser) in drei min zurück.

Der Mensch als Postsack. Als die Strecke 1865 nach St Martin´s-le-Grand erweitert wurde, spielte zur Einweihung der Duke of Buckingham die Rolle des Postsackes. In einer Röhre, die nur noch 1,20m hoch und 1,35m breit war, sauste der Herzog ans Zielpostamt und berichtete dort einer Zeitung: The sensation of starting, and still more of arriving, was not agreeable (angenehm). But once fairly within the tube, these sensations were left behind.

Fortwährende Druckabfälle verhinderten jedoch den Ausbau des Systems, das schließlich 1880 aufgegeben wurde und bis zu besagter Explosion vergessen blieb. Ein längeres Leben war der Rohrpost beschieden, die beispielsweise Harrod´s auch nach den Weltkriegen noch benutzte. Deren Röhren mussten, wie auch vorerwähnter Tunnel, später Telefonkabel aufnehmen. In Paris war dieses System, das alle Postämter miteinander verband, sogar bis 1984 in Gebrauch.

Royal Albert Hall Kensington Gore, SW7, T. 7589 8212. www.royalalberthall.com. 500 m nördl. von U South Kensington.

Die unschöne Backsteinrotunde (1871) soll an ein Amphitheater erinnern, gilt dem Volksmund aber treffender als „Suppenschüsseldeckel“. Zwischen Royal Geographical Society und Royal College of Art regiert die Musik, auch wenn das ursprünglich ebenso anders geplant war wie der Name. Als Viktoria den Grundstein für eine Hall of Arts and Sciences legen sollte, blickte die früh verschrullte Königin auf die andere Straßenseite, wo sie kurz zuvor das Denkmal für ihren „lieben Albert“ enthüllt hatte, drehte sich dann um und verkündete zur Überraschung aller Anwesenden, dies solle eine Royal Albert Hall werden. Immerhin, der schmückende Kachelfries (Geschichte der Zivilisation, mehr nicht) auf Ziegelfassade passte zum Thema. Ihre Akustik bleibt aber erbärmlich, auch wenn seit 1947 die Henry Wood Promenade Concerts der BBC von Juli-Sep tapfer dagegen ankämpfen (Programm in Buchläden; siehe Unterhalten/Klassik).

Last Night. Am letzten Abend der populären Proms ist es Sitte, dass das Publikum, bis zu 8000 Personen, nicht nur Elgar oder Purcell ohrenbetäubend mitschmettert, sondern auch patriotische Weisen wie Land of hope and glory.

Albert Memorial Zwischen Kensington Gore und Flower Walk, SW7, T. 7495 0916. www.victorianweb.org/sculpture/albmem. 650m nördl. von U South Kensington. Führung (40 min) 6/5 €, nur So 14/15h, Anfragen an www.tourguides.co.uk.

An der südl. Kante der Kensington Gardens erinnert ein 53m-Monument an Viktorias frühzeitig an Typhus verstorbenen Gemahl. Albert von Coburg-Gotha (1819-61) widmete die Zeit, da seine Holde in Amtsdingen oder Reitställen zugange war, technischen Neuerungen, so der Great Exhibition 1851. Darum erhebt sich sein spektakuläres Denkmal seit 1876 unweit vom Standort des ersten Crystal Palace. George Gilbert Scott schuf dafür eine maßlos überzogene, neogotische Angelegenheit mit Giebeln, güldenen Pfeilern und 178 Marmorfiguren, die ziemlich alles auf Erden verkörpern, inklusive der Kontinente. Unter einem Flamboyant-Baldachin thront Albert als Bronzestatue, die sich am Katalog der Great Exhibition zu schaffen macht. Parallelen zu Moses mit den Gebotstafeln sind nicht zufällig.

Nachts. Vollends jenseitig sieht das Alb-Mem nachts aus, wenn Scheinwerfer es raffiniert ausleuchten.