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Globalisierung

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Globalisierung: Ägypter auf der Schlossallee?

1994-1996

Dutzende alter Londoner Institutionen verlieren 1993 ihre Unabhängigkeit. Harrods geht an den Ägypter Mohamed Al-Fayed, das ehrwürdige Bekleidungshaus Aquascutum an die japanische Renown International, das Kaufhaus Piccadilly an die Sankyo-Seiko-Gruppe. Ebenso landen das Riverplate House in Finsbury und Freed of London, berühmt für seine Ballettschuhe, in fernöstlichen Händen. Auch die Autoindustrie fährt mit Vollgas in die Krise, Rolls Royce und Jaguar werden von BMW bzw. Ford eingesackt.

1994 Der englische Fußballverband sagt das Länderspiel gegen Deutschland ab, das auf den 20. Apr in Wembley angesetzt war, weil man an Hitlers Geburtstag Krawalle britischer Nazis befürchtet. England will keinesfalls die Austragung der EM 1996 gefährden.

Bei den Kommunalwahlen im Mai erzielen die Tories (27%) ihr schlechtestes Ergebnis seit 1896. Das Debakel wiederholt sich zur Europawahl am 6. Juni: Labour 44,2%, Konservative 27,8%.

Am 6. Mai eröffnen Elisabeth II. und Francois Mitterrand den Eurotunnel unter dem Ärmelkanal. Zu spät für British Rail: Deren Privatisierung begann am 1. Apr und wird diesem Datum in weiten Teilen gerecht.

Oppositionsführer John Smith reformiert Labour und löst die starke Gewerkschaftsbindung. Der Mann, auf dem viele Hoffnungen ruhen, erliegt am 12. Mai einem Herzinfarkt. Sein Nachfolger heißt Tony Blair.

Von der besten Wirtschaftslage seit einer Generation spricht der Gouverneur der Bank von England, Eddie George. Ein scharfer Pfundanstieg sei 1995 möglich, da überraschend erstmals seit 1972 ein kleiner Überschuss in der Leistungsbilanz erzielt werde.

1995 Statt des „scharfen Anstiegs“ kracht das Pfund auf den historischen Tiefstand von 2,21 Mark. Wegen steter Querelen mit der Anti-EU-Fraktion der Tories tritt John Major als Parteiführer zurück, wird aber umgehend wiedergewählt. Gegen den Willen vieler Tories beschließt das Unterhaus, dass Parlamentarier finanzielle Interessen künftig offenzulegen haben.

1762 von einer holländischen Familie gegründet, ist Londons älteste Handelsbank Barings aufgrund waghalsiger Spekulationen pleite und wird an eine Amsterdamer Bank verscherbelt. Nick Leeson, der die Deals an der Singapurer Niederlassung veranlasst hatte, wird auf dem Weg nach London in Frankfurt verhaftet und an Singapur ausgeliefert. Dort wird der junge Broker im abgekarteten Blitzprozess zu sechs Jahren Haft verurteilt, wovon er anstandshalber zweieinhalb absitzt.

Im Eurotunnel häufen sich Pannen. Die Betreiber sind zahlungsunfähig, wollen aber die Regierung Major auf Schadenersatz verklagen, da das versprochene schnelle Gleis von Folkestone nach London nicht fertiggestellt ist.

1996 Am 9. Feb fordert eine IRA-Bombe im Feierabendverkehr der Docklands (DLR South Quay) zwei Tote. Zuvor hatte Major den Plan von Unionisten zu nordirischen Wahlen übernommen; deren Provokation zielt auf ein protestantisch beherrschtes Parlament.

Der Guardian enthüllt Versuche von britischer Waffenindustrie, Geheimdienst und Außenministerium, einen Dissidenten „loszuwerden“. Physikprofessor Al-Masari war 1994 nach England geflohen und dort die energischste Stimme der saudi-arabischen Opposition. London bangt nun um ein Koppelgeschäft, das Ölimporte und Waffenexporte im Wert von 45 Milliarden Mark sichern soll. Al-Masari gefährdet die gute Arbeit des britischen Botschafters in Riad, der zuvor zufällig Direktor des Waffenkonzerns Vickers war.

Wegen der Seuche BSE verhängen die EU-Agrarminister für Rindfleisch aus GB ein Exportverbot, dass erst nach drei Jahren aufgehoben wird.