Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Brighton

Body: 

Fischerdorf Brighton

01273. 82 km südl. von Central London. 190.000 Ew.

Brighton war ein popliges Fischerdorf in East Sussex, bis um 1840 Schwimmen im Meer en vogue wurde. Seither strömt halb London herbei, auch um die beste Clubszene im Süden zu testen. Viele der jährlich fünf Millionen Brighton-Besucher – überwiegend Typ XXL-Shorts zu eng – kommen aber wegen harmloser Familienvergnügen, steinigem Strandleben und eleganten Regencybauten. In den engen lanes fehlt es nicht an Cafés, Boutiquen, Galerien oder Touristenbedarf. Und: Neben London hat Brighton die angesagtesten Clubs der Insel; im Concorde 2 legt Fatboy Slim von Jun-Sep an jedem zweiten Fr auf.

TIC: 10 Bartholomew Square, T. 0906/711 2255. www.visitbrighton.com. Mo-Sa 10-17h, Jul/Aug auch So 10-16h.
Rundfahrt (50 min) im offenen Doppeldecker (T. 01708/866 000. www.guidefriday.com) ab Grand Junction Rd beim Busbhf Apr-Sep tgl. 10-16/17.30h alle 20-30 min. Ticket 10/8,50 €, Kind (5-14) 4 €, Familie 24 €.
Züge. Von Victoria halbstdl. (50 min, day return 18 €), von Blackfriars, London Bridge und Kings Cross stdl. (65 min). Bhf an der Queens Rd, 900m nördl. vom Pavilion.

Busse. NE ab Victoria Mo-Fr halbstdl. 7.45-18.45h, Sa/So stdl. 9-19h (1¾ Std, one-way 12 €, Kind 6 €). Busbhf am Old Steine, zwischen Pavilion und Pier.

Freuden-Haus mit Diana-Effekt

Die Verantwortung für all den Kitsch im RP trägt allein Georg IV. Als Kronprinz kam er 1783 für ein paar Badetage vorbei und verlor prompt sein Herz ans Meer und Maria Fitzherbert. Tatsächlich zog der fidele Georg ziemlich alles Weibliche in sein Himmelsbett, was nicht bei Drei auf den Bäumen war – außer seiner Gemahlin Karoline von Braunschweig. Das blieb im moralisch gefestigten Hinterland nicht unentdeckt: Bald hob in England eine Pro-Karoline-Welle an, die des Königs Schwächen bloßstellte und seine Autorität bedenklich untergrub. Die Berater von Prinzessin Diana kannten diese Geschichte.

Royal Pavilion

Old Steine, T. 290 900. www.royalpavilion.org.uk. Tgl. 9.30-17.45h, Okt-Mai 10-17.15h. Eintritt 9,50/7 €, Kind (5-15) 5,50 €, Familie 24 €. Führung 2,50 €, tgl. 11.30/14.30h.

Welch eine Verwirrung der Sinne! Außen ist der Pavilion ein indischer Palast mit Taj-Mahal-Kuppeln, Minaretten, Pagoden und exotischen Schnitzereien. Innen ist er ein chinesischer Puff – wahlweise: die lustvolle Neudefinition des Wortes „üppig“. Auf jeden Fall ist er allein schon den Ausflug nach Brighton wert.

Der Erkenntnis von Kronprinz Georg (ab 1820 König Georg IV.), dass sich in Brighton zu feiern lohne, entsprang zunächst eine klassische Villa (1787). Erst Star-Architekt John Nash ließ sie 1815-22 zum pseudo-indischen Liebespalast umbauen. Angeblich war der Bauherr zu Tränen gerührt, als er erstmals des Musikzimmers mit neun lotusartigen Kristall-Lüstern, chinesischen Drachen und Schlangen in Zinnober und Gold ansichtig wurde. Einen Saal zieren gar frivole Karikaturen Georgs und seiner Favoritin Fitzherbert. Am 15. Jan 1817 wurde in der Great Kitchen für den Kronprinzen und seine Entourage ein Festmahl mit 122 Speisen bereitet. Doch die Geschmäcker sind verschieden, und so konnte Nach-Nachfolgerin Viktoria („Wir finden Brighton zu überlaufen“), nachdem sie vier monogame Nächte mit ihrem Prinzen Albert darin verbracht hatte, den Pavilion 1850 nicht schnell genug an die Stadt verscherbeln.

Rundgang. Auch nördl. des Pavilions behauptet Brighton seinen skurrilen Ruf. Früher eine Tennishalle, wurde das Brighton Museum (Royal Pavilion Gardens, Church St. Di 10-19h, Mi-Sa 10-17h, So 14-17h. Eintritt frei) bis 2002 aufwändigst umgebaut und platziert nun Jugendstilmöbel neben Grabungsfunde, surrealistische Malerei zwischen viktorianische Kleidung.

Das meistphotographierte Motiv der Stadt liegt indes 500m südl. vom Pavilion. Auf dem viktorianisch-kitschigen Palace Pier (1899) (www.brightonpier.co.uk), der vom Madeira Drive ins Meer ragt, treffen sich Karussells, Karaokebars, Schnellimbisse und Billig-Arkaden – eben alles, was Brighton bei Londons Unter- und Mittelschicht so beliebt macht. Ideal für Fish´n´Chips.

Dagegen erlebt der West Pier, 800m westl. des Palace Pier und seit 1975 geschlossen, alle Stufen des Untergangs. Ein Sturm samt anschließendem Brand beraubten ihn 2003 seiner letzten Verbindung zum Land.