Um den Dom
Reiseziele der Pilger und Pilgerstätten
Sehenswertes nördlich und östlich des Doms
Galleria dell´Accademia: Via Ricasoli 60 , T. 21 43 75. Nördlich des Doms. Geöffnet von 9-14h, sonn- und feiertags bis 13h; montags geschlossen. Langt im Vergleich zu den Uffizien beim Eintritt tüchtig zu.
Hier erwarten uns einige der Meisterwerke Michelangelos. Zunächst die unvollendeten Statuen der »Gefangenen«. Obwohl die Gesichter erst in groben Umrissen gemeißelt sind, sprechen aus ihnen schon Angst und Wut.
Aber natürlich ist und bleibt »David« ein einmaliger Geniestreich. Einst zierte er die Piazza della Signoria, bis er im 19. Jh. hierhergeholt und für den alten Standort vor dem Palazzo Vecchio eine Kopie gefertigt wurde. Eine feste Entschlossenheit geht von der knabenhaften Gestalt aus, und trotzdem wirkt er gelassen und in sich ruhend. Zusammen mit »Judith und Holofernes« von Donatello; verkörpert sie den ewigen Kampf gegen die Tyrannei und für die Freiheit.
Der andere Teil des Museum ist der religiösen Malerei gewidmet.
Museum im Kloster San Marco: Piazza San Marco; T. 21 07 41. Von 9-14h, sonn- und feiertags bis 13h geöffnet. Montags kein Publikumsverkehr. Geldbörse bereithalten.
Pilgerstätte zu den Werken von Fra Angelico. Dieser Malermönch stattete das ganze Kloster mit Fresken aus, als Ausdruck seiner Liebe zu Gott. Das alte Dominikanerkloster aus dem 13. Jh. wurde 1438 umgebaut. Außer Fra Angelico hausten hier auch Girolamo Savonarola, der Heilige Antonius und Fra Bartolomeo. Fra Angelico, eigentlich Guidolino di Pietro, begann um 1441 in San Marco zu malen. Er ist kein Künstler im eigentlichen Sinne, sondern ein Mönch, der seinem Glauben unbeeindruckt von allen äußeren Einflüssen Ausdruck verleiht. Daher fehlt seinen Bilder jede Dramatik, die aber durch das von ihnen ausgehende stille Leuchten und ihre Heiterkeit mehr als wettgemacht wird. Sie trugen ihm den Spitznamen »Beato Angelico« ein.
Der mit Fresken aus dem 16. und 17. Jh. geschmückte Kreuzgang ist zugänglich.
Der große Saal im Pilgerhospiz birgt die »Kreuzabnahme«, trotz des dargestellten grausamen Sujets eine überraschende Gelassenheit ausstrahlend. Die ausgewogene Komposition, die feinfühlige Farbgebung und die detailgenaue Wiedergabe von Haar und Schleier der Maria Magdalena beachten. Im berühmten »Jüngsten Gericht« entdecken wir eher eine erhabene Naivität. Links drehen sich die Engel in einem lichtdurchfluteten Garten im himmlischen Reigen, wo sich die Guten zu ihrer Erlösung beglückwünschen können, während rechts die Bösen Schlangen und Kröten schlucken dürfen. In den Höllenkesseln braten übrigens erstaunlich viele Mönche!
Und weiter geht es mit weiteren farbenfrohen Altaraufsätzen, darunter das wie ein Comic-Strip aufgebaute »Leben Christi« und die »Krönung Mariens« für den Tabernakel von Santa Maria Novella. Auf dem Retabel Linaiolis (1433) eine »Anbetung der drei Könige« und ein »Martyrium des heiligen Markus«.
Großer Speisesaal (Refektorium): »Kreuzigung« von Lorenzo Lippi;; Giovanni Antonio Sogliani;; »Kreuzabnahme« von Suor Plautilla Nelli;, die sich durch besonderen Realismus (die roten Augen!) auszeichnet; Fra Bartolomeo;s »Abendmahl« mit grazilen Engeln; »Gesichter« von Fra Bartolomeo und eine unvollendete »Madonna mit Kind und der heiligen Anna« im Stil der Porträts von Fayoum (Oase in Ägypten). Im Kapitelsaal schließlich die monumentale »Kreuzigung« mit ihrem betont allegorischen Charakter.
Kleiner Speisesaal (Cenacolo): »Abendmahl« aus der Hand Ghirlandaios und »Pietà« von Luca della Robbia;. Im Gang zwischen den Zellen eine kleine Ausstellung mit Steinen und Holzkonsolen.
Erster Stock: der fleißige Fra Angelico; (oder seine Schüler nach dessen Entwürfen) hat alle Zellen mit »Szenen aus den Evangelien« ausgeschmückt. Von 1437 bis 1445 war er mit voller Hingabe an der Arbeit. Oberhalb der Treppe springt uns eine wunderschöne »Verkündigung« ins Auge. In der Zelle des Medici Cosimo - hatte doch glatt ein Doppelbett, der Lotterbube! - eine »Anbetung der Weisen aus dem Morgenland«. Weiter hinten lag die, inzwischen restaurierte, Zelle Savonarolas. Dieser fanatische Dominikanermönch prangerte Luxus und Leichtlebigkeit der Medici und des Papsttums an und brachte es sogar fertig, die Medici aus der Stadt zu jagen. Er propagierte Strenge, Nüchternheit und einen asketischen Lebenswandel - kurz ein freudloses Leben, so dass er nicht nur beim Papst in Ungnade fiel, der ihn exkommunizierte, sondern auch beim Volk unpopulär wurde. Auf der Piazza della Signoria wurde er schließlich nach der Folter als Ketzer geröstet - ein Ereignis, das zwei fesselnde Gemälde darstellen.
In der Bibliothek präsentieren sich zwischen einer Doppelreihe Säulen und Arkaden kostbare Bilderhandschriften für liturgische Zwecke.
San-Marco-Kirche: neben dem Kloster. Geht auf das 13. Jh. zurück, wurde aber im Lauf der Zeiten immer wieder mal umgebaut. Die Fassade ist ein Werk des 18. Jhs. Im Chor prangt ein Fresko neben dem anderen. Außerdem fanden wir noch das hübsche Mosaik und die Mumie des heiligen Antonio Pierozzi (1389-1459) bemerkenswert, der das Kloster gründete und bei den Dominikanern endlich wieder für Zucht und Ordnung sorgte. Zur Belohnung durfte er den Bischofsstab über Florenz schwingen.
Piazza della Santissima Annunziata: in unmittelbarer Nähe von San Marco . Die malerische Piazza diente einst Brunelleschi als Zeichenmotiv und dürfte allen bekannt sein, die in der Casa di San Fancesco zu speisen pflegen. Begrenzt wird sie vom Palazzo Riccardi-Manelli (16. Jh.) und der Galleria dello Spedale degli Innocenti mit elegantem Portalvorbau - die Medaillons stammen von Andrea della Robbia - und einem schmucken Arkadenhof. Im Mittelpunkt steht die Statue Ferdinand I. Medici, ein Oeuvre des barocken Meisters Giambologna (1608), und der protzige Brunnen.
Galleria dello Spedale degli Innocenti: Piazza S. Annunziata 12. T. 24 36 70. Geöffnet von 9-13h, an Feiertagen 8-12h. Mittwochs geschlossen.
Betrachten wir zuerst die Medaillons von Andrea della Robbia (1463) mit ihrem berühmten blauen Hintergrund aus emaillierter Terrakotta. Die meisten stellen kleine Kinder dar. Auch heute noch beherbergt das ehemalige Spital soziale Einrichtungen und eine kleine Gemäldegalerie, die wir allein schon wegen der »Anbetung der drei Weisen« von Ghirlandaio in die Besichtigung miteinschließen, der von 1480 bis 1484 an diesem opus magnum werkelte. Die Rottöne sind einfach göttlich. Den Hintergrund bilden der »Kindermord von Bethlehem« und bukolische Landschaften. Weitere wichtige Werke stammen von Giovanni del Biondo (Triptychon), Filippo Lippi (»Madonna«, an der Botticelli beteiligt war), von Piero di Cosimo (»Madonna mit heiligem Petrus, St. Johann und Catherina von Alexandrien«) und von Neri di Bici, Pontormo, Andrea del Sarto.
Übersehen wir auch nicht die Ss. Annunziata-Kirche am Ende des Platzes, die sich in den Herzen der Florentiner einen besonderen Platz erobert hat. T. 239 80 34. Zutritt von 8-12.30 und 16-18.30h. Sie wurde unter der Regie Michelozzos 1441 in die Höhe gezogen und hat im Atrium sehenswerte Fresken zu bieten. Barocker Überschwang überzieht das Innere der Kirche. Von den Fresken finden wir nur Andrea del Sartos »Sackkleidmadonna« im Kreuzgang der Toten sehenswert.
Archäologisches Museum: Via della Colonna 36; unmittelbar neben der Piazza della Santissima Annunziata; T. 247 86 41. Öffnungszeiten: täglich außer Montag 9-14h; sonn- und feiertags nur bis 13h.
Trotz Umbauarbeiten sind einige Säle zugänglich, wo in erster Linie Antikes und etruskische Fundstücke gezeigt werden, namentlich die berühmte »Chimäre von Arezzo«. Birgt auch eine ägyptische Sammlung sowie sehenswerte griechische und römische Bronzen.
Synagoge: Via L.C. Farina 4; diese kreuzt die Via della Colonna unweit der Piazza M. D´Azeglio; T. 24 52 52. Zutritt von 11-13 und 14-17h; freitags nur am Morgen, sonntags von 10-13h. Schüler und Studenten berappen etwas weniger.
Samstags bleiben uns die Portale des imposanten Gebäudes verschlossen, das im ausgehenden 19. Jh. in einer Art mozarabischem Stil errichtet wurde. Ganz elegant, die Linienführung, wenn auch etwas streng. Auf der ansehnlichen Fassade wechseln sich weiße, rosa und rote Marmorpartien ab, überragt von einer grünlichen Kuppel, die sich dekorativ vom Gesamtkomplex abhebt. Im Inneren fühlen wir uns an byzantinisches Form- und Raumempfinden erinnert. Am Wanddekor wurde nicht gespart. Hier im Halbdunkel fällt es leicht, seinen Frieden mit Gott und der Welt zu machen.
Nebenan, im ersten Stock, das kleine Restaurant Cuscussù, wo über Mittag sowie von 19.30-21h koschere Kost gereicht wird. Bleibt samstags und sonntagabends geschlossen.