Bioethik: Kirche zufrieden
Strenge Auflagen bei künstlicher Befruchtung in Italien
Referendum zum Bioethik-Gesetz gescheitert
Alleinstehende Frauen mit Kinderwunsch habens schwer
Das italienische Referendum zur Bioethik ist gescheitert.
Am 12. und 13. Juni waren rund 44 Millionen Italiener aufgerufen, in einem Referendum über vier Punkte des neuen Bioethik-Gesetzes abzustimmen. Die Volksabstimmung wäre nur bei einer Wahlbeteiligung von mindestens 50 Prozent gültig gewesen.
Komplizierte Referendumsanträge und die Mobilisierung der katholischen Kirche, die wiederholt zum Boykott des Referendums aufgerufen hatte, haben wie erwartet zum Scheitern des Referendums geführt. In der Abstimmung ging es vor allem darum, ob in Italien künstlich gezeugte Embryonen auf mögliche Erbkrankheiten untersucht werden dürfen, ob Forschung an Embryonen erlaubt werden soll und ob Paare Samen- oder Eizellen von Spendern verwenden dürfen, um ein Kind zu bekommen.
Das aus 18 Artikeln bestehende Bioehtik-Gesetz war vom Parlament im vergangenen Jahr verabschiedet worden. Es galt als eins der restriktivsten Gesetze dieser Art in Europa.
Die restriktiven Bestimmungen waren eine Reaktion auf die Auswüchse der künstlichen Befruchtung unter dem umstrittenen Arzt Severino Antinori, der in den 1990er Jahren mehreren Frauen im Alter von mehr als 60 Jahren zu einem Baby verholfen hatte.
Italien hat eine der niedrigsten Geburtenraten in Europa. Die strengen Vorschriften haben bereits hunderte italienische Paare zu Reproduktionsmedizinern in die Schweiz und in andere europäische Länder getrieben. Dem Gesetz zufolge ist die Befruchtung mit Ei- oder Samenzellen, die nicht von dem kinderlosen Paar selbst stammen, verboten. Höchstens drei Eizellen dürfen jeweils im Reagenzglas befruchtet werden.
Das Einfrieren von Embryonen ist praktisch verboten, ebenso wie Leihmutterschaften. Untersagt ist die künstliche Befruchtung von Frauen, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, allein stehend oder über 50 Jahre alt sind. Auch die Verwendung von Embryonen für die wissenschaftliche Forschung ist verboten.
Vor allem die libertäre Partei der Radicali, deren bekannteste Verteter Emma Bonino und Marco Pannella sind, sowie viele Frauenverbände, Ärzte und Wissenschaftler hatten sich für das Referendum eingesetzt. Die Befürworter des Referendums betonten unermüdlich, das Gesetz sei frauenfeindlich und müsse unbedingt geändert werden.
Manche Befürworter des Referendums bangen nun um das seit fast 25 Jahren geltende Abtreibungsgesetz. Eine Revision des Abtreibungsgesetzes würde einen gravierenden Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht der Frauen bedeuten.
Juli 2005