Siena
Idealbild einer schönen Stadt
Touristenhochburg
Nicht der Produktion von Chianti, Champignons und Panforte nero verdankt Siena seinen Reichtum, sondern den Touristen. Tja, ein teures Pflaster, diese Stadt - durchaus mit Venedig vergleichbar. Abgesehen davon schmeckt das Panforte nero, ein Honigkuchen mit Mandeln und Haselnüssen, einfach himmlisch; den Chianti gibt´s in der Önothek der Fortezza Medicea und die Pilze werden wir auf unseren Tellern finden.
Beinahe hätten wir´s vergessen: Siena entspricht dem Idealbild einer schönen Stadt. Alles konvergiert auf diese einladende Muschel zu, an eine geöffnete Hand erinnernd: die Piazza del Campo. Seit dem 13. Jh. haben städteplanerische Maßnahmen dafür gesorgt, dass sich Gassen und Gebäude auf diesen Platz hin als Kern ausrichten und angemessen in das Bild des Ganzen fügen. Ergebnis: eine unvergleichliche Sanftheit in den Biegungen und Neigungen der drei Hügel, auf denen diese Stadt ohne Gehsteige emporwächst. Ganz zu schweigen vom abendlichen Farbenspiel, wenn sich der Campo allmählich mit Leben füllt ...
Ganz wie Florenz galt Siena seit dem Mittelalter als Stadt des Handels und der Banken. Ihre Financiers waren nicht von ungefähr berühmte Banker des Papstes. Dieser Wohlstand gestattete es ihnen, Siena mit Palästen und Kirchen auszustatten, die dann von den größten Malern ihrer Zeit ausgeschmückt wurden. Ein Hauch des vergangenen Reichtums ist hängengeblieben in der Schönheit der Bauten aus rosarotem Backstein. Wir haben uns recht verstanden: Siena gefällt uns ausnehmend gut und seine Funktion als Universitätsstadt sorgt für Leben in der Bude.
Festliches Großereignis: der Palio
Der Palio ist gewiß eines der berühmtesten Pferderennen der Welt. Eigentlich ist er weitaus mehr als eine bloße Rekonstruktion mittelalterlichen Brauchtums und Festlichkeit; jedes Jahr findet sich die Stadt aufs Neue zusammen, um ihre unverwechselbare Persönlichkeit darzustellen. Der Aufbau des Palio entspricht ziemlich genau dem der Stadt selbst, in der die drei Terzi - Hauptentwicklungsachsen Sienas - ihrerseits in siebzehn Contrade unterteilt sind. Jedes dieser Viertel besitzt seine Kirche, seinen eigenen Mittelpunkt, seine Farben, Kostüme und sogar sein Wappentier, das ihm den Namen verleiht: da sind natürlich die Wölfin, aber auch der Adler, der Delphin, die Gans und viele andere. Von den siebzehn Contrade werden jedes Jahr zehn durch das Los bestimmt, die sich dann lange darauf vorbereiten, an dem Rennen teilzunehmen, das gleich zweimal stattfindet: am 2. Juli und am 16. August. Eingeleitet wird das Fest mit einem Umzug, bei dem sich die Standartenträger gegenseitig an Eleganz und Kunstfertigkeit zu überbieten suchen. Das Ganze ist ein wahres Farbengepränge. Das Rennen selbst dauert nur eine Minute und zwanzig Sekunden - also nicht zu spät kommen! Die Jockeys, ital. Fantini, reiten ohne Sattel und alle Schläge sind erlaubt. Das Publikum ist so sehr bei der Sache, dass es nicht selten auf den Rängen zu Schlägereien zwischen zwei Contrade kommt. Den Gefühlsrausch, die Hysterie in der kochenden Menge unmittelbar nach dem Sieg, muß man erlebt haben. Man ist geneigt zu glauben, ein Attentat oder etwas anderes Furchtbares habe sich ereignet. Nach dem Rennen feiert die ganze Stadt, genauso wie die verschiedenen Contrade, egal ob siegreich oder unterlegen, um ein ganzes Jahr von dem Ereignis zu zehren. Aber man mache sich nichts vor: die Plätze auf den Rängen rund um den Campo, Schauplatz des Rennens, werden mindestens sechs Monate vor dem großen Tag vermietet. Dafür kann man aber an den drei Tagen zuvor, jeweils um 9 und um 19h, bei den Proberitten zuschauen.
Ankunft in Siena
Vom Bahnhof: Bus 9 oder 10 zur Piazza Matteotti. Fahrkarten am Bahnhof.
Bus: Piazza San Domenico.