Causeway Bay
Causeway Bay: Spuren der Geschichte
Heiße Nächte
Rund um Wan Chai drängen sich Dschunken und Sampans sofern sie nicht mit dem Entladen der im Hafen ankernden Schiffe beschäftigt sind im Taifun-Schutzhafen namens Causeway Bay. Bei dieser Gegend handelt es sich gleichsam um die historische Keimzelle Hongkongs: genau hier ließ sich 1840 das erste britische Handelshaus nieder, als dieser Zipfel der chinesischen Küste Kolonie wurde. Entlang der Küstenlinie machten sich alsbald die Lagerhallen der Firma Jardine Matheson & Co. breit, die zur bedeutendsten Handelsniederlassung der Stadt anwachsen sollte. Platz für den Victoria-Park wurde geschaffen, indem man dem Meer kurzerhand einen Landstreifen abrang. Jeden Morgen strömen Dutzende kleinwüchsiger Chinesen in den Freizeitpark und absolvieren einem Männerballett gleich ihre Tai-Chi-Chuan-Übungen (Schattenboxen): kein Kampfsport, sondern der Versuch, über die Bündelung von körperlicher Energie (Chi) zu innerer Ruhe zu gelangen. Dabei werden außerordentlich langsame gymnastische Figuren, die jeden einzelnen Muskel des Körpers beanspruchen und denen jeweils eine bildhafte Vorstellung zugrunde liegt, praktiziert. So beginnen Tausende ihren Tag, indem sie »den Schwanz eines Pfaus angreifen« oder »eine Gitarre zupfen« oder »auf dem Meeresboden eine Nadel finden«. Das entspannt die Nerven, regt Organfunktion und Kreislauf an und heilt Rheuma. Manche schreiben den Übungen sogar die Kraft zu, unheilbar scheinende Krankheiten zu beseitigen. Man probiere es aus ...
Andere wiederum ziehen eine Schachpartie auf den Bänken vor, unter den wohlwollenden Blicken einer Statue Königin Victorias am Eingang des Parkgeländes. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo Causeway Road und Tin Hau Temple Road an der gleichnamigen U-Bahn-Station zusammentreffen, führt ein schmaler Weg hinauf auf eine Bergkuppe, wo der etwas vernachlässigte, alte Tempel der Göttin Tin Hau thront. Königin der Himmel und Beschützerin der Fischer ihres Zeichens, konnte sie dereinst letzteren von ihrem erhöhten Standort aus auf die Finger schauen.
Wie alle anderen Stadtteile, so entwickelt auch die Causeway Bay nach Sonnenuntergang eine fieberhafte Geschäftigkeit: wer Abendessen und Besichtigungen miteinander verbinden möchte, läßt sich an Bord eines Sampan-Restaurants durch die labyrinthartigen Gassen des schwimmenden Dorfes schippern. Eine unüberschaubare Menge kleiner Boote bietet im Vorüberfahren ihre Gerichte feil.
Wer mittags von einem Kanonenschuß aufgeschreckt werden sollte, sei gleich beruhigt: Gefahr ist nicht im Anzug (etwa in Gestalt kommunistischer Horden). Die alte Kanone, berühmt dank Noel Cowards Lied »Mad Dogs and Englishmen«, ist in einem Gärtchen gegenüber dem Excelsior Hotel aufgestellt und entbietet pflichtgetreu jeden Mittag ihren Salut.
Museum of Historical Relics: Causeway Centre, erster Stock, 28, Harbour Road, China Resources Building, Tel. 832 04 11 oder 827 46 92. Von 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 25 HK $. Birgt Ausgrabungsfunde aus China, die teilweise von chinesischen Museen präsentiert werden.