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20. Jahrhundert

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Zweiter Weltkrieg und erste Nachkriegsjahre

1941: Japan, Asiens erste Kolonialmacht, tritt mit der Vernichtung der amerikanischen Flotte in Pearl Harbor in den Zweiten Weltkrieg ein. Auch Hongkong wird von japanischen Truppen besetzt, die dort – vorsichtig ausgedrückt – mit äußerster Brutalität vorgehen. Innerhalb von fünf Besatzungsjahren halbiert sich die Bevölkerung: viele Menschen fliehen oder werden ermordet.

1946: die Engländer nehmen ihre alte Kronkolonie wieder in Besitz und bemühen sich um Frieden und Wohlstand.

1949: Hongkong wird Zufluchtsort für Millionen von Flüchtlingen, nachdem sich China zur kommunistischen Volksrepublik gewandelt hat. Die meisten kommen aus Kanton, aber auch Geschäftsleute aus Shanghai und anderen Teilen Chinas bringen ihre Sitten und Gebräuche mit.

Die jüngste Vergangenheit

1950: Großbritannien erkennt die VR China in den Vereinten Nationen an und Peking fährt unverändert fort, die kapitalistische Insel zu tolerieren: als Tor zur westlichen Wirtschaft und unter dem Gesichtspunkt kräftig sprudelnder Deviseneinnahmen. Seit 1841 nämlich, bis auf die Jahre japanischer Besatzung, war Hongkong dank außergewöhnlicher Erfolge auf dem Gebiet des Handels stetig aufgeblüht. Aber, wie überall, so gilt auch hier: wo Gewinnsucht regiert, geraten soziale Angelegenheiten fix ins Hintertreffen. Die »Einwanderer« jedenfalls – damit sind in der verschämten Ausdrucksweise der Verwaltung die Flüchtlinge gemeint – schlagen sich mit existenziellen Problemen herum wie Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit und fehlender Gesundheitsfürsorge. Die Abschiebung der sogenannten Boat people nach Vietnam und deren Internierung in menschenunwürdigen Lagern hat die Vorgehensweise von Verwaltung und britischen Regierungsstellen in Hongkong offengelegt.

Andererseits sind sich die Engländer sehr wohl bewußt, dass sie ihren Verbleib in Hongkong einzig und allein dem goodwill, der Unterstützung und insbesondere den Interessen der Chinesen verdanken. In bestimmten zeitlichen Abständen gibt China dies den verarmten Erben des British Empire auch deutlich zu verstehen: 1967 beispielsweise, während der Wirren der Kulturrevolution Maos, war es den Kommunisten ein Leichtes, einen Großteil der Bevölkerung für ihre Zwecke zu mobilisieren: Bombendrohungen, Streiks und Aufruhr hielten Hongkong wochenlang in Atem. Sogar Tote hat es damals gegeben. Auch 1992 waren die Beziehungen zwischen Peking und Hongkong gespannt: Anlaß war der Vorschlag des damals eingesetzten britischen Gouverneurs Chris Patten, bei den Wahlen 1995 eine stärkere Bürgerbeteiligung einzuführen, woraufhin China prompt drohte, es betrachte alle ohne seine ausdrückliche Zustimmung seit Mitte 1992 zustande gekommenen Verträge als nicht bindend.

1991: bei den ersten freien Wahlen in Hongkong stimmt die Bevölkerung über achtzehn der insgesamt sechzig Mandate ab. Sechzehn Sitze gehen an die »Vereinigten Demokraten«, die sich für eine politische Autonomie einsetzen.

Ausblick

30. Juni 1997: auf dieses Datum, Schlag Mitternacht, ist die Rückgabe der Kronkolonie an China terminiert. Hongkong soll danach einen Sonderstatus innerhalb des »Reichs der Mitte« mit einem hohen Grad an Autonomie und eigener Verfassung erhalten. Wichtig für die Wirtschaft: für weitere fünfzig Jahre (bis 2047) soll´s mit dem Kapitalismus so weitergehen wie bisher. In Anbetracht der atemberaubenden Entwicklung chinesischer Industriezentren wie Shanghai, Kanton und der sogenannten »Sonderwirtschaftszonen« ist uns um die Marktwirtschaft im sozialistischen Gewande – was soll das eigentlich sein? – nicht bange. Industriekapitäne und Ministerpräsidenten sollten sich heute schon mal um eine Audienz bei den dann Mächtigen bemühen. Ob dann noch demokratische Spielregeln oder gar lästige Menschenrechte eingehalten werden, wen kümmert das schon? Schließlich waren die Briten ja auch alles andere als zimperlich, z.B. im Umgang mit den vietnamesischen Boat people.