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Kultur

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Kulturzerstörung

„Primitive Bergvölker“ ?!

Visit real primitive hill tribes (»Besuchen Sie wirklich primitive Bergvölker«), Trekking in Non-Tourist Areas« ...: so oder ähnlich werben Dutzende von Reisebüros in der thailändischen Provinzhauptstadt Chiang Mai, stets bestrebt, zivilisationsmüden Reisenden vorzugaukeln, in der nördlichen Bergwelt oder im Goldenen Dreieck keinem Gleichgesinnten über den Weg zu laufen oder ganz einfach »der erste zu sein«. Abenteuerlust, körperliche Strapazen, Gerüchte von die Gegend unsicher machenden Räuberbanden: wer zückte da nicht bereitwillig den Geldbeutel, zumal der Pauschalpreis für Unterkunft, Kost und Führer niedrig und lediglich das abendliche Bier nicht inbegriffen ist. Nur eine Minderheit hält sich die sozialen und kulturellen Folgen ihres Tuns vor Augen. Die »Primitiven« geraten zum Anschauungsobjekt in einem Menschenzoo, kulturelle Werte werden zerstört, einer selbstbestimmten Entwicklung der Bergvölker jede Grundlage entzogen. Dem Masseneinfall von Farangs (Fremden) haben die Karen, Hmong, Meo, Mien, Lahu oder Akha nämlich nichts entgegenzusetzen. Bettelei und aggressive Verkaufsmentalität, zur Folklore degradierte Feste und Kleidung – nicht mehr Überlieferung und Religion, sondern Fototermine mit den Touristen bestimmen den Jahresablauf – wirtschaftliche Verwerfungen innerhalb der Dörfer – durch den Verkauf von Kunsthandwerk und Schmuck läßt sich der Lebensunterhalt schließlich leichter bestreiten als durch bäuerliche Subsistenzwirtschaft – Umkehr der sozialen Hierarchie und damit Ungleichheit und Spannungen sind die Folge. Nicht, dass wir für eine Abschottung der letzten Bergvölker eintreten; diesen sollte es unserer Ansicht nur vergönnt sein, selbst über die eigene Entwicklung bestimmen zu können.