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World Showcase

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World Showcase (Schaufenster der Welt)

Kleine Reise um die Welt

Nicht nur Kitsch und Kommerz

Von Future World aus genügt es, den Omnibus zu nehmen, um mal eben nach Japan oder China zu düsen. Genau wie bei einer Weltausstellung zieren auch hier etwa zehn ausländische Pavillons das Ufer eines Sees. Innerhalb eines Tages lassen sich all diese Länder erkunden, für deren Besuch selbst Amerikaner mindestens einige Wochen benötigen würden. In dieser Traumstadt versammeln sich rund um Plätze und Pontons venezianische, bayrische und chinesische Paläste aus Tausendundeiner Nacht. Ein utopisches Land, in dem Walt Disneys Mannschaft abermals eine Kostprobe ihrer Zauberkünste geliefert hat.

Natürlich präsentiert sich hier alles viel zu glatt, zu sauber, zu sicher. Probleme existieren nicht, die Operettendekors sind nichts als Kulisse, und die Amerikaner, die hier fremde Länder zu entdecken meinen, bekommen ein höchst trügerisches Bild vom Charme »Old Europes« vermittelt. So werden im französischen Orchester natürlich Baskenmützen getragen und Akkordeons gespielt.

Der japanische Pavillon besteht größtenteil aus einem riesigen Kaufhaus, in dem die blödsinnigsten Dinge feilgeboten werden. Das pittoreske Restaurant Teppanyaki sollte man dagegen nicht auslassen. Die Deutschen sind mit einer bayrischen Wirtsstube während des Oktoberfestes vertreten (was anderes erwartet?). Hier geht es weniger darum, die Wirklichkeit wiederzugeben, sondern möglichst viel Kulinarisches und irgendwelchen Nippes an den Mann zu bringen, wobei man sich der bekannten Klischees bedient, die schon fast an Karikaturen grenzen. Bisher haben sich nur elf Nationen bereit gefunden, bei diesem Affentheater mitzumischen.

Disney hatte sich ursprünglich die Anlage einer idealen Stadt vorgestellt, in der alle Länder in Eintracht miteinander verbunden werden sollten. In jedem Pavillon sollten Jugendliche des jeweiligen Landes leben und diesen auch selbst verwalten. Disney ist zu früh gestorben, und die Händler im Tempel haben den Plan zu einer vollkommenen Riesendollarmelkmaschine verwandelt. Man muß eben mitspielen, mit naiven Kinderaugen umherschauen, und alles ist wunderbar. Untersuchen wir das Innere einer Maya-Pyramide, wandeln wir durch einen japanischen Garten oder bewundern wir einen venezianischen Palazzo.

Am besten gelungen sind unserer Meinung nach die Pavillons der ärmsten Länder. Den ersten Platz belegt dabei Mexiko mit seinem Dorfplatz unter einem Sternenhimmel und seiner Dschungelbootfahrt; dann folgt China mit einem tollen Film auf einer 360°-Leinwand und Marokko mit seinem Souk. Auch der norwegische Pavillon ist gut gelungen. Übrigens hat auch die kanadische Vertretung eine Rundumleinwand.

Der amerikanische Pavillon, von allen selbstverständlich der größte, hat nur eine moraltriefende Show über die 350 Jahre amerikanischer Geschichte zu bieten, unter starker Betonung typisch amerikanischer Werte. Sie wurde von Coca-Cola und American Express gesponsort. Vor allem für Leute mit guten Englischkenntnissen von Belang. Zwei Dinge wurden dabei völlig übersehen: die Kultur der Schwarzen und die Kultur der Indianer. Sicher kein Zufall ...

»American Adventure« stellt sicherlich die technisch vollkommendste Anwendung der Animatronics dar. Aus durchsichtigen Gründen hat man sich hier wohl die größte Mühe gegeben.

In jedem Pavillon bieten ein oder mehrere Restaurants Leckerbissen des jeweiligen Landes an, und überall hat man Gelegenheit, in einem Schnellimbiß für wenige Dollar ungewöhnliche Speisen zu probieren, wobei sich besonders ein Besuch des japanischen Fast Food lohnt. Diejenigen, die etwas herkömmlichere Mahlzeiten vorziehen, sind gezwungen, einen Tisch in einem der Restaurants am Eingang hinter dem Spaceship Earth zu reservieren.

Den meisten Zulauf finden das berühmte italienische Restaurant »Alfredo« und das französische unter der Leitung von Bocuse, Lenotre und Vergé. Gut gefällt uns auch das kanadische Restaurant, das in der Hauptsache Speisen aus Quebec zu ausgesprochen erschwinglichen Preisen anbietet.

Ansonsten können wir noch das »San Angel Inn« mit seinen mexikanischen Spezialitäten in bezauberndem Rahmen empfehlen, allerdings nur mittags, denn abends steigen hier die Preise. Ähnlich funktioniert das mit dem reichhaltigen Büffet im norwegischen Pavillon. Bis 15 h so rund 12 $, danach knapp 20 $. Anmeldung am Restauranteingang nötig.

  • Allabendlich gegen 21h das erwähnte Spektakel, die »Electrical Parade«, in Form einer Lasershow, untermalt von Musik, Fontänen und einem Feuerwerk. Unvergeßlich.