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Wahre Präsident von Amerika

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Der wahre Präsident von Amerika

Fünf Novellen zur US-amerikanischen Realität


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Der wahre Präsident von Amerika | Rütten & Loening Verlag | 313 Seiten | 19,90 Euro | von Owen King

Beim Anblick des Umschlags fragte ich mich gleich: Darf der das? ist es nicht Stephen King vornehalten, seinen eingängigen Nachnamen vielfach größer als den gesamten Rest aufs Cover zu drucken? Aber das hat sich ja nun familienintern weitervererbt, an den jüngsten Sohn des Horror-Autors. 26 Jahre ist er alt, und mit dem Namen natürlich von Verlagen und Kritik nicht unbeachtet. Allerdings ist der Horror nicht sein Genre - weshalb die Umschlagsgestaltung im bedrohlichen rot-schwarz-grau etwas unpassend ist. Und auch der Titel spricht eine etwas andere subtile Botschaft, als Owen King in seinem Buch - das übrigens gegen Erwarten kein Roman ist, sondern eine Sammlung von fünf Novellen.

Die längste von ihnen begründet den Titel des Buches. Wir schreiben das Jahr 2000, und Henry, der Großvater des 15-jährigen amerikanische Jungen George, ärgert sich maßlos über die verlorene Wahl seines Wunschkandidaten Al Gore. Aus lauter Gram stellt er ein großes Plakat in seinem Vorgarten auf, das Gore zum wahren Präsidenten von Amerika erklärt. Während Henry draußen einen nachbarschaftlichen Kleinkrieg führt, versucht George mit allen Mitteln die bevorstehende Hochzeit seiner Mutter zu vereiteln.

Owen King hat sich, ganz in der Tradition anderer zeitgenössischer amerikanischer Autoren, dem Reifeprozess eines Pubertierenden gewidmet. Dessen Umfeld nutzt er, um das amerikanische Alltagsleben und die politische Spaltung der Nation darzustellen. Obwohl er mit dieser Herangehensweise kein Neuland betritt, ist ihm das durchaus ganz gut gelungen. Auch die anderen vier Geschichten drehen sich um die aktuelle amerikanische Realität. Wer hier einen gleichwertigen Nachkommen Stephen Kings erwartet, wird enttäuscht sein - denn die beiden visieren völlig unterschiedliche Zielgruppen an. Wer dagegen leichtfüßig erzählte gesellschaftskritische Bücher wie "Jesus von Texas" oder "Eine amerikanische Familie" mag, wird auch mit Owen King sehr zufrieden sein.

MM

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