Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Magic Kingdom

Body: 

Magic Kingdom

Wie ein Spaziergang zwischen Filmkulissen

Sehenswertes

  • Von 9-19h, auch länger im Sommer und feiertags. Parade um 15h, wenn das Wetter es zuläßt. Im Sommer und feiertags auch abends – sich nach den Zeiten erkundigen. Weiteres allabendliches Spektakel vor Aschenputtels Schloß.
  • An der Main Street finden sich in einem Spielsaal zum Teil wirklich tolle Spiele aus der Vorkriegszeit, von denen man insbesondere »Electricity is Life« unbedingt mal ausprobieren sollte.

    Beim Bau der prächtigen Gebäude an der Main Street hat man sich der »gedrungenen Perspektive« bedient, die auch für Filmkulissen häufig verwendet wird. Die zweite und die dritte Etage werden immer kleiner, um einen heimeligen und intimen Eindruck zu vermitteln. Diesen Trick haben die Griechen schon beim Bau des Parthenon benutzt!

    Die so getürkten Fassaden laden spielerisch zum Eintritt – aber wehe! – innen entpuppen sie sich als bloße verkappte Supermärkte, in denen Kaufwütige wie besessen hausen, als handele es sich um ein Spiel und nicht um Ernst.

    Umberto Eco schreibt in »Über Gott und die Welt«, auf Deutsch bei Hanser erschienen:

    »In diesem Sinne ist Disneyland hyperrealistischer als die Wachsmuseen, grade weil diese uns ja noch weiszumachen versuchen, ihre Objekte seien getreue Nachbildungen der Wirklichkeit, während Disneyland unmißverständlich darstellt, dass es in seinem magischen Bannkreis nichts anderes reproduziert als die Fantasie. Das Museum der Dreidimensionalen Kunst verkauft seine Venus von Milo als »quasi echt«, während Disneyland sich erlauben kann, seine Reproduktionen als Meisterwerke der Fälscherkunst zu verkaufen, denn was es tatsächlich feilhält, nämlich seine Waren, sind keine Nachbildungen sondern echte Waren. Gefälscht ist unsere Kauflust, und in diesem Sinne ist Disneyland wirklich die Quintessenz der Konsumideologie«.

    Disney ist Ort völliger Passivität. Alles ist durchplant und geregelt. Kein Zugang ohne Absperrgitter, Metallrohrgeländer und verschlungene Gänge. Keine Eigeninitiative sondern geduldiges Schlagestehen ist gefragt. Darüber wacht unablässig eine Heerschar von Zerberussen männlichen und weiblichen Geschlechts in ihren jeweils passenden Kostümen. Jeder Schritt ist vorgeschrieben: »Bitte hierhin, bitte noch warten, bitte einsteigen, nehmen Sie bitte Platz, warten Sie bitte noch einen Augenblick!« Höflich, unpersönlich, aber unerbittlich kommt die Stimme über den Lautsprecher.

    Wer diesen Preis entrichtet, erhält als Gegenleistung nicht nur das Wahre, »the real thing«, sondern die Fülle und Überfülle der rekonstruierten Wahrheit.

    In einem kleinen Saal in der Main Street wird ein weiterer Film gezeigt, den man nicht verpassen sollte: Steamboat Willie, als erster Zeichentrickfilm Walt Disneys aus dem Jahre 1928 ein zeitgeschichtliches Dokument.