Jean Louise "Scout" Fink wächst mit ihrem Bruder Jem wohlbehütet in der Südstaaten-Kleinstadt Macomb County auf. Die Handlung findet zu den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts statt, in einer Zeit, in der der Rassenhass einen neuen Höhepunkt erlebt. Atticus Fink, Rechtsanwalt und alleinerziehender Vater, ist ein demokratisch und tolerant denkender Mann, und so übernimmt er entgegen des Protests seiner Mitbürger die Verteidigung des Farbigen Tom Robinson. Dieser, so ist man sich einig, ist Schuld an der Vergewaltigung einer weißen Bauerntochter. Atticus Fink ist von der Unschuld seines Klienten überzeugt. Doch dann wird Tom Robinson ermordet.

Der Roman behandelt das Vorurteil, dass Schwarze Männer weiße Frauen vergewaltigen. Als dieses Motiv erfüllt zu sein scheint, erhebt sich die weiße Kleinstadtbevölkerung und steigert sich in den Rassenhass hinein, allen voran Tante Alexandra, bis das scheinbar unausweichliche geschieht - der Rachemord an Tom Robinson. Harper Lee baut vor den Augen der Leser eine bedrückende, durch humrvolle Ansichten aufgelockerte Atmosphäre auf, die aus dem Blickwinkel der nunmehr erwachsenen Scout erzählt wird, die zu einer selbstbewussten und toleranten Frau herangewachsen ist.

Dieser Roman, der in einer Zeit geschrieben wurde in der das Leben der "schwarzen Minderheit" noch immer stark von Verfolgung und Ausgrenzung bestimmt wurde, gibt einen unvergleichlichen Einblick in das einstige Moralverständnis des US-amerikanischen Südens. Ein Zustand, der in vielen Regionen Amerikas bis heute anhält. Für dieses latent aufklärerische Werk erhielt Harper Lee ein Jahr nach Erscheinen, im Jahr 1961, den Pulitzerpreis. Wer das Original kennt, wird sich u. U. an der unnötigen Abänderung von "Finch" in "Fink" stören. Ein zeitloses Buch, das wie "Onkel Toms Hütte" eine Pflichtlektüre für das Verständnis der Rassen-Konflikte in den USA ist.

MM

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