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Memphis

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Memphis (Vorwahl: 901)

Schon seit frühester Jugend geistert uns Memphis im Kopf herum. Vor allem natürlich dank »Memphis Tennessee« von Chuck Berry, aber auch durch W.C. Handy, der den berühmten »Saint Louis Blues« komponierte, und schließlich verhalf auch Elvis Presley der Stadt zur Berühmtheit. Was Bernadette Soubirous für Lourdes, das ist Elvis für Memphis. Mit dem einzigen Unterschied, dass in Memphis das Weihwasser durch Wein der Marke »Always Elvis« ersetzt wurde. Diese Sorte ist leider nicht mehr auf dem Markt vorhanden.

Memphis stellt einen Pflichthalt für alle auf der Suche nach den Wurzeln des Blues dar, denn in dieser Beziehung ist die Stadt eine wahre Fundgrube. Ansonsten sieht man sich einer modernen Stadt gegenüber, deren alte Viertel abgerissen wurden und deren Innenstadt eher einem alten, zahnlosen Mund ähnelt. Ein Dreckloch, das zu verlassen man sich freut. Selbst tagsüber wirkt Memphis wie ausgestorben. Das Leben scheint sich dem Rhythmus des Mississippi anzupassen, und der fließt träge, sehr träge. Ab 18h ziehen die Menschen die fröhlicheren Vororte vor, und die Innenstadt liegt verlassen da. Am Abend jedoch erwacht die Seele des Blues und geistert durch die Beale Street, die legendäre Straße des Blues, an der sich die Clubs in großer Zahl drängen. Sie wurde rekonstruiert und zum Teil abends und am Wochenende zur Fußgängerzone deklariert. Memphis besitzt einen gewisses Etwas, das sich nicht genau in Worte fassen läßt. Es wäre wohl übertrieben, seinetwegen einen riesigen Umweg zu machen, aber dennoch tut sich etwas in dieser im Niedergang begriffenen Stadt.

Natürlich werden beim Anblick mancher verlassener Lagerhallen und verblaßter Schilder Erinnerungen an bessere Zeiten wach. Die trostlosen Ufer des Mississippi scheinen noch immer von den Sirenen der Dampfer, dem Seufzen und Klagen der armen Baumwollpflücker und dem wunderbaren Gesang widerzuhallen, der abends von den schläfrigen Kais aufstieg: dem Blues.

Der Blues, so eng verbunden mit der Beziehung zwischen Schwarzen und Weißen, spiegelt die Auflehnung der geknechteten Existenz wider, die aus tiefster Kehle tönt und bis heute unauslöschlich in den Gemäuern der Clubs dieser Stadt weiterlebt. Man muß eintreten, zuhören und sich langsam von dieser ganz besonderen Stimmung gefangennehmen lassen. Huch, wir werden rührselig. Kein Zufall, dass Elvis – er sang als erster Weiße die Musik der Schwarzen – in Memphis wohnte und dass Martin Luther King gerade hier ermordet wurde.

Stadttopographie und -Geschichte

Memphis hat seinen Namen von der alten ägyptischen Stadt gleichen Namens übernommen, die auch an einem breiten Fluß, dem Nil, liegt. General Jackson taufte sie am Anfang des 19. Jhs so, was nicht gerade für seine Phantasie spricht. Memphis war Holz- und Baumwollhafen, und während seiner ganzen Geschichte stützte es sich auf die Arbeitskraft der zahlreichen Schwarzen.

Memphis nimmt eine recht ausgedehnte Fläche ein, aber abends konzentriert sich das Geschehen im wesentlichen auf die Beale Street. Die Downtown ist ziemlich langweilig, und trotz einiger Versuche, die Main Street – sie heißt als Fußgängerzone American Mall – wiederzubeleben, ist nicht viel los. Freitags- und samstagabends wird es auf dem Overton Square, dem Teil der Madison Avenue rund um die Cooper Street, etwas lebendiger. Das ist die zweite Stelle, an der sich so etwas wie Nachtleben abspielt.