Krieg der Sterne
Fesselnde Symbolik
Ritter der Tafelrunde
Die Themenvielfalt und die Beherrschung in ihrer Verflechtung verblüffen so sehr, dass manche Kritiker, die dieses enorme Fresko um 1230 herum datieren, in diesem Roman das Werk einer Autorengruppe sehen. Aber andere, unter ihnen Charles Méla, der in Genf mittelalterliche Literatur lehrt, und der den Text fünfzehn Jahre lang im Lichte der modernen Linguistik und der Psychoanalyse studiert hat, behaupten, dass dieser gewaltige Roman, dessen Komplexität an den Ulysses von James Joyce erinnert, innerhalb von drei bis vier Jahren von einem genialen Schriftsteller geschrieben worden ist, der Verbindungen zu Toulouse unterhielt.
Jedenfalls besitzen nur wenige Bücher eine derart reichhaltige Symbolik, verbunden mit solch einer virtuosen Art zu schreiben. Und man begreift bei der Lektüre, dass die Artus Themen lange Zeit nicht erneuert werden konnten. Was nicht heißen soll, dass die Faszination dieses Stoffs, insbesondere eines seiner reichhaltigsten Elemente, dem der Suche nach wundersamen Dingen über eine Reise, die von Insel zu Insel führt, versiegt sei, ganz im Gegenteil. Rabelais, Shakespeare und Cervantes haben sich davon inspirieren lassen, später dann, in der Romantik, Quinet, Tennyson und allen voran natürlich Wagner. Andererseits wird deutlich, dass der Dune-Zyklus oder die Krieg der Sterne Filme in einem anderen Kontext dieselben Motive aufarbeiten.
Es ist allerdings einzuwenden, dass vor dem anderen, ganz am Ende des Mittelalters in Englisch unter dem Titel Le Morte d´Artu verfaßten Meisterwerk von Thomas Malory, einer Art Gilles de Rais, wegen seiner Verbrechen ins Gefängnis geworfen, eine allgemeine Erschlaffung der bretonischen Mythen in der westlichen Literatur erfolgte. Dort, wo eine mächtige Phantasie auf tausend verschiedene Arten eine immer noch lebendige Tradition deklinierte, machte sich eine immer fader werdende Konvention breit, von der das schier nicht enden wollende Werk Amadis des Gaules zeugt, das Don Quijote verspottete.
Bleibt zu sagen, dass der britische Stoff einen solchen Reichtum an Zauber bot, dass er wie ein Phönix, der unsere Träume erneuert, nicht aufhörte, unser Bewußtsein zu erleuchten und unser Unbewußtes zu verfolgen. Er war und ist lebendig. Eine ebenso unermüdliche Maschine, die das Verlangen zu schreiben auslöst, wie jener Fluß, der unter den Brücken von London fließt, und von T.S. Eliot in The Waste Land (1) besungen wird. Denn, wie Julien Gracq im Vorwort seines wundervollen König der Fischer schrieb: »[...] dieser Stoff ist nicht erschöpft und [...] es hieße wirklich, wenig Vertrauen zu hegen in die Kraft der unbegrenzten Erneuerung der reinsten der magischsten Poesie, wenn man dies glaubte. Der Zyklus der Tafelrunde gehört zur höchsten Art von Mythen: er ist seiner Natur nach einer dieser Kreuzwege [...], an dem jede kleinste Bewegung des Wanderers jedesmal einem Überfluß an neuen Perspektiven entspricht.«
1. Ein Gedicht, zu dem Eliot in der Einleitung schreibt: »Nicht nur Titel, sondern auch Aufbau und, zu einem guten Teil, der zufällige Symbolismus sind von Miss Jessie L. Westons Buch über die Gralslegende, From Ritual to Romance, inspiriert worden.«