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Lorient

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Handel, Seide, Gold, Gewürze

Militärhafen und Zweiter Weltkrieg

Mit seinem durch und durch modernen Charakter fällt Lorient aus der Reihe der üblichen bretonischen Typisierung heraus. Im 17. Jahrhundert überhaupt erst durch die Indische Handelsgesellschaft gegründet, entzieht sich die Stadt seit ihren Anfängen den lokalen oder regionalen Bestimmungsmerkmalen hinsichtlich Gesellschaft und Geschichte. Von Beginn an bildet der Hafen den Mittelpunkt eines ausgedehnten Handelsgeflechts, das die Geschäfte zahlreicher Händler, Kaufleute und Produzenten in ganz Europa miteinander verband. Hier legten die Schiffe ab in Richtung der Maskarenen, Indien oder China, um aus dem Orient mit den begehrten Gütern Seide, Gold und Gewürze zurückzukehren.

Als künstlich geschaffene Stadt mit weltweiten Wirtschaftsbeziehungen – und damit immer auch eine moderne Stadt – begab sich Lorient zugleich in Abhängigkeit von den Veränderungen in anderen Teilen der Erde. Der Verlust der überseeischen Handelsvertretungen und kurz darauf der Zusammenbruch der Indischen Handelsgesellschaft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erzwangen von der Stadt eine beträchtliche Umorientierung: Lorient wurde Militärhafen, Kriegsschiffe lösten die Handelsboote ab und nahmen die heruntergekommen Werften in Beschlag.

Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, als hier und da noch einige Überreste von Jugendstil und Architektur der dreißiger Jahre erhalten waren, verstärkte weiter diese Identität einer ville nouvelle (einer »Neustadt«). Und daran vermögen weder der fabrikgleiche Hafen von Kerouan, noch der massige Beton der Kriegs- und Handelshäfen, aus dem die Kräne wie Stacheln hervorsprießen, etwas zu ändern.

Lorient bleibt eine eigenartige Stadt, der eine noch zu junge Geschichte ihre Gestalt verliehen hat. Und doch ist der Ozean auch hier der selbe. Oder bloß der gleiche? Wie auch immer, Lorient ist heute neben Boulogne der größte Fischerhafen Frankreichs.