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Iles Houat und Hoëdic

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Houat (Ente): Engländer und Sturm

Kadaver und Hungersnot

»Ein Sonnenstrahl, siehst du, es gibt Milliarden davon auf der Felswand [...]. Wenn die, die gerade da sind, verschwinden, oder selbst wenn sie da sind, schau sie laufen, sie sehen uns nicht.« Henry Thomas.

Während Belle-Ile und die Halbinsel Rhuys aus Schiefer bestehen, so gehört Houat, wie auch Hoëdic, zu jenem fast vollständig versunkenen Granitstreifen zwischen den Halbinseln Quiberon und Croisic. Gerade so als ob in der Mittleren Steinzeit Houat nicht existiert habe. Hat Henry Thomas, der Schriftsteller mit einer Vorliebe für das leicht Exzentrische – hat er nicht auch Fliegen gewogen in England? – sie allein deswegen aufgesucht? Piraten und Sturm gleichermaßen ausgeliefert, wurde Houat schließlich befestigt. Vergeblich: die Engländer schlugen die Verteidigungsanlagen Vaubans nieder, von denen heute bloß noch die Ruinen des Fort bestehen. Der Hafen wurde durch einen fürchterlichen Sturm in einer einzigen Winternacht 1951 zerstört und später wieder aufgebaut.

Unter der Ägide Gildas´ des Großen aus Schottland funkelt Houat zwischen einem von Ulmen übersäten Land und einem Meer, dessen von Dünen durchwebte Küste einen Geruch von Hafer, Jasmin und Lilien verbreitet.

Ein Haubenkormoran hat auf einer Markierungsboje Position bezogen, die Flügel über Kreuz geschlagen.

Hoëdic (die »Entcheninsel«)

»Das« Haus liegt »drinnen«, hinter dem Hafen von Argol und unter der Spitze der alten Burg, gegenüber dem Kontinent. Draußen erstreckt sich das schwarze Meer; drinnen befindet sich eine lange Reihe von Heidelandschaften aus hartem Gras und Disteln, wo die Kröten hin und her hüpfen. In der Burgruine nisten die Vögel. Der Salzboden tut dem Anblick weh. Die Dorfstraße entschwindet unter den Ulmen und Meereslilien. Im Ort selbst: Ausstellung von Hummer und Taschenkrebs. Ein Junge schläft zu Füßen des Menhirs de la Vierge (»Jungfrauenmenhir«). Ist es Goustan, der schöne Pirat, der später heiliggesprochen wurde? Die hübschen Frauen der Insel deuten sich gegenseitig mit ihren Zeichen an: »Saint-Goustan, unser Geliebter, bring uns unsere Verehrer zurück.« Dreizehen- und Seemöwen stehen jede auf ihrem Boden versammelt und entlausen sich. Die Barken plätschern im Wasser. Hinter der Friedhofsmauer ist die Rede von der Hungersnot des Jahres 1931: als nach einem Schiffbruch einige Journalisten das Gerücht verbreiteten, der Fisch habe die Kadaver verzehrt, fanden sich keine Käufer mehr.

Als wir beim Fort Vauban sind, hat der Wind wieder aufgefrischt. Die Boote der Sportsegler auf dem Wasser sind kunterbunt. Gut dreißig sind rausgefahren: sie kommen vom Centre nautique.

All das unter der Morgensonne, drinnen im Hafen von Argol und nahe beim alten Schloß, das Julien Gracq so eindringlich beschrieben hat.