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Sommerfrische

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Kartoffeln für die Schweine, die Schalen für Bretonen

Sommerkulissen - die Bourgoisie schnuppert Luft

Allerdings wird der Beginn der »Seebäderreisen« eine Touristenliteratur entstehen lassen, die daran festhält, mit beinahe denselben Worten wie einst die so gut erhaltenen und so typischen Sitten und Trachten der Bretonen zu rühmen, sowie die naive Baukunst der Kapellen, den Beigeschmack des Druidentums bei den Menhiren, die tragisch-schöne Welt der Hochseefischer und ihrer Witwen, die Strenge oder die frühlingshafte Anmut der Landschaften ... Aber was bedeuten die Bretagne und die Bretonen für ihre Sommergäste? Nichts weiter als eine Kulisse. Madame kommt mit den Kindern nach Perros-Guirec, um dort die jodhaltige Luft zu atmen; Bécassine ist bei der Reise mit dabei und findet vor Ort ihren Verlobten, den Gärtner, wieder (es sei denn, dieser ist ein Fischer von Island). Es ist dort gesund, zauberhaft, kräftigend; es ist dort nicht von Streiks und dergleichen mehr die Rede, so wie in Paris; und jeder geht zur Messe, wie es sich gehört ...

Diese Konstruktion, diese Reduzierung einer lebendigen Gemeinschaft auf ihre Karikatur würde für sich genommen schon den Anflug von Stolz rechtfertigen, aus dem die Emzav entstanden ist (»bretonische Bewegungen« in all ihren kulturellen und politischen Bestandteilen, ob sie nun regionalistisch, autonom oder nach Unabhängigkeit strebend sind). Was ist also auf der Titelseite der Nr. 93 der Wochenzeitung Breiz Atao zu lesen (Organ der damaligen autonomen bretonischen Partei), datiert vom 22. März 1930? Ein Aufschrei der Entrüstung gegen diese Ungeheuerlichkeiten: "Wenn Frankreich unser Geld für seinen Haushalt braucht oder unser Blut für seine Kriege, dann bedeckt man uns mit Blumen. Wir sind dann »Helden« die »tapfere bretonische Bevölkerung« stets bereit, dem Ruf der Heimat Folge zu leisten. Aber sind dann die Schatullen voll oder die Kriege beendet, dann sind wir nur noch die »dreckigen Bretonen«, Rückständige und Säufer, zu denen man singt: »Die Kartoffeln für die Schweine / Die Schalen, Bretone, sind Deine ... Bretonen! Wollen wir uns immer mit den Schalen zufriedengeben? Sollen wir uns noch länger von Leuten beleidigen lassen, die unsere Arbeit und unseren Mut ausnutzen, und die ohne uns nichts wären? "