Wasser und Mystik
Stille Wasser, schöne Mädchen und Seitensprung
Unergründliche Quellen, plätschernde Bäche, strömende Flüsse, behäbige Ströme
Welchen Grund habe ich, von diesem
Rinnsal zu sprechen? Vielleicht sind
es die Seitensprünge der Phantasie.
Paol Keineg
So wie der Armor, das »Land des Meeres«, seine Abenteuergeschichten besitzt, welche die Fremde häufig als grausam erdichten, so bestimmt sich Arch´oat, »das Land der Wälder«, Hort der Quellen, Bäche und Flüsse, durch sein Geheimnis um seine Tausenden von Brunnen herum.
Das Rätsel des Wunderbaren und Erhabenen ist in diesen Brunnen bewahrt. Dunkel und ungelöst haust es an der Oberfläche wie in der Tiefe, vom Wasser gespeist, von den Gesteinserhebungen angezeigt, mit tiefer Stimme; gehört es doch zu diesem Land, wo die Gefahr von Hochwasser unbekannt ist. Steigt andernorts das Wasser, so quillt hier lediglich der Schlamm auf. Die Flurpläne ignorieren die Brunnen und überlassen sie bereitwillig den Übergriffen des Efeus. Doch zu gewissen Stunden versammelt sich all die Frische der Welt in den Brunnen der Bretagne, liegt in ihrem Kristallwasser die gleiche Schönheit, die Ernest Renan in seinem »Gebet auf der Akropolis« in den Augen der berühmten jungen Mädchen aus dem Trégor rühmte: »Klare Brunnen, in denen das Antlitz des Himmels selbst sich spiegelt.« Diese unter ihren steinernen Lidern flimmernden, flüssigen Augen fassen das ganze Licht der Welt und eine ganze Welt.
Ab Faou, wo kurz zuvor die ruhigen Ströme des Flusses sich der Weite des Ozeans ergeben haben, zieht sich ein kurvenreicher Weg quer durch die Montagne Noire, den Wald von Cramou, die Monts d´Arrée, die Gegend um Le Faouët, den Kanton Cléguérec, Mûr de Bretagne und führt bis nach Josselin hinab, um in der letzten Etappe zum vielgerühmten Brunnen von Barenton im Wald von Paimpont zu gelangen, der allein von Brocéliande, dem sagenhaften Wald aus den Romanen der Tafelrunde, übriggeblieben ist.