Die Römer
Cäsar und Gallischer Krieg - verdammter Brutus
Niedergesenste Schlachtschiffe
Der Aufstieg der keltischen Kultur fällt mit dem ersten Jahrtausend v.Chr. zusammen. Neben den aufeinanderfolgenden Wogen, eingeleitet durch die sogenannten Invasionen der »Feuerbestattungen« (eine Art von Friedhöfen mit Graburnen, welche die Asche der Verstorbenen enthielten, die mit der Tradition der Hügelgräber brechen und es folglich erlauben, die keltischen Wanderbewegungen dieser Epoche zu datieren), erreicht die keltische Expansion zwischen 800 v.Chr. und den Eroberungen Cäsars ihre größte Ausdehnung, wobei sie im Osten Kleinasien bis Galatien einnimmt und im Westen die Gesamtheit Europas mit Ausnahme der mediterranen Welt, mit der die Kelten fruchtbare Beziehungen sowohl wirtschaftlicher als auch kultureller Art unterhalten. So konnte A. Grenier folgendes schreiben: »Zwei Jahrhunderte lang waren die Kelten das größte europäische Volk [...]. Gegen 300 vor unserer Zeitrechnung erreicht ihr Reich seinen Zenit. Es scheint unerschöpflich, sowohl kräfte- aus auch zahlenmäßig.«
Die Entwicklung der römischen Eroberung setzt jedoch dieser Expansion ein Ende. Cäsar fällt 58 v.Chr. in Gallien ein, dann in Großbritannien, an der Spitze von disziplinierten Armeen, welche die keltischen Königreiche im Westen eines nach dem anderen unterwerfen, darunter die fünf der heutigen Bretagne: Osismi, Coriosolites (von Corseul, im Département Côtes-du-Nord), Namnetes (von Nantes), Veneti (von Vannes) und Riedones (von Rennes). Die berühmteste Episode des Widerstands der Veneter, die dank ihrer starken Marine die mächtigste Nation bildeten, ist in dieser Hinsicht exemplarisch.
Cäsar zufolge, der darüber einen dramatischen, ganz auf seine Propagandazwecke zugeschnittenen Bericht hinterlassen hat, erfolgte ihre Revolte gegen die römische Kolonialisierung nicht sofort, sondern brach erst los, als Publius Crassus äußerst hohe Steuern von ihnen forderte; sie wiegelten daraufhin die anderen Bretonen auf und verstärkten ihre Position durch Militärforts, die an den Mündungen des Golf von Morbihan errichtet wurden und durch die Gezeiten geschützt waren; außerdem konnten sie sich auf ihre mächtigen Segelschiffe verlassen, die, obgleich langsamer als die römischen Galeeren, weder zu stranden fürchteten noch Gefahr liefen, gerammt zu werden. Aber der junge Brutus, dem Cäsar das Kommando über die Kampfhandlungen anvertraut hatte, verfiel auf die Idee, seine Galeeren mit langen Sensen auszustatten, die das Takelwerk der venetischen Flotte zerschnitten und die Schiffe auf diese Weise unbeweglich machten. Die zweihundert bretonischen Schlachtschiffe wurden daraufhin eines nach dem anderen nach erbitterten Kämpfen geentert, was zum Zusammenbruch des Veneterreichs führte, das in einer einzigen Schlacht niedergeworfen wurde.