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Kindheit eines Bretonen

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Obsessionen

Felsen und Kartoffeläcker

»Es ist in diesem Büchlein oft von der Bretagne die Rede. Ich möchte nicht, dass man sich hier einer Täuschung hingibt. Es ist einfach der Name gemeint, den ich manchen meiner Obsessionen gebe, die als solche völlig absurd sind.«
Georges Perros, Vorwort zu den Poèmes bleus.

»Die Bretagne ist ein Universum« Ich war zehn Jahre alt, als ich diesen Satz zum ersten Mal las, seither so oft wiederholt, dass er zum Klischee geworden ist. Und wenn diese Formel mich in Erstaunen versetzt hat, so weniger wegen ihrer fremdartigen Charakters, als vielmehr wegen der offensichtlichen Wahrheit, die für mich in ihr zum Ausdruck kam.

Zu jener Zeit, das heißt zu Beginn der fünfziger Jahre, hatte das Kind, das ich damals war, abgesehen von einer Fahrt, die es für ein paar Tage nach Paris führte, noch nie die Gelegenheit gehabt, die Bretagne zu verlassen. Ich wohnte damals in Le Trégor, wo meine Eltern, die Grundschullehrer waren, jeden zweiten Herbst umzogen - von einem Sandplatzschulhof zum nächsten, der nach Kreide und Kastanienschalen duftete, und aus einem Dorf an der Küste in einen Marktflecken im Landesinneren - einer Fahrtroute folgend, die ebenso abenteuerlich wie ein Fang-den-Hut-Spiel war. Das Ziel dieses Unternehmens lag darin, sich dem einzigen Gymnasium zu nähern, in dem die Lehrer Gerüchten zufolge noch Vergil oder Xenophon zitierten. Diese Ortsveränderungen gefielen mir, denn sie eröffneten mir den Zugang zu Unbekanntem. Auf diese Weise entdeckt man die Welt - so dachte ich voller Stolz. Doch damals bestand das Universum für mich aus Granithäusern, aus Wiesen, Weizenfeldern, Kartoffeläckern, aus Heide, aus Flüssen voller Forellen, aus Stränden, an denen ich nicht badete, aus Niedrigwasser, in dem ich zwischen Seetang nach Krabben suchte, aus wolkenverhangenem Himmel, aus Fischern und Bauern - ohne von den Freunden zu reden, die im Gegensatz zu mir Bretonisch spontaner als Französisch sprachen.