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Heiliger Gral

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Alle treiben´s bunt durcheinander

Fidele, feudale Ritter und ein Kelch mit Blut

Diese Überfülle an verwandten Meisterwerken, geschrieben innerhalb von weniger als fünfzig Jahren, belegt eindrucksvoll die Beliebtheit und die Ausstrahlungskraft der Artus-Legenden, wie sie von Geoffroy in den westlichen Adelskreisen des Mittelalters verbreitet worden war. Um so mehr, als neben diesen Legenden andere Lais (urspr. Harfenlieder, im 12. Jh. Versnovelle aus der Artussage) und andere Romane mit britischen Themen auf dem ganzen Kontinent verbreitet wurden von aus Armorika stammenden Jongleuren-Sängern-Dichtern, die zum Teil dreisprachig waren (Bretonisch-Französisch-Deutsch): den sogenannten ioculatores, die auf Altbretonisch anhuariadan hießen. Und wie lauten denn die Titel der Hauptwerke des Franzosen (vermutlich jüdischen Ursprungs) Chrétien de Troyes oder der Deutschen Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg? Erec et Enide, Yvain, Lancelot und Perceval von Chrétien; Parzival von Wolfgang und Tristan und Isolt von Gottfried ...

Indem er auf diese Weise von Mund zu Mund, von Feder zu Feder und von Sprache zu Sprache wanderte, veränderte sich der britische Stoff natürlich. Bald wurde er bis zur Unkenntlichkeit verdreht, bald wurde er durch Schwingungen höfischer und/oder religiöser Art bereichert. Bis hin zum absoluten Wunder der universellen Literatur, dem Prosaroman von Lancelot, auch Lancelot-Graal genannt, der eigentlich aus fünf Teilen besteht: der Histoire du Saint-Graal, die berichtet, wie der Kelch, in dem Joseph von Arimathia das Blut Christi aufgefangen hatte, nach Großbritannien gebracht wird; dem Merlin, in dem von der Geburt des Zauberers die Rede ist, der von einem Inkubus gezeugt wurde, sowie von seiner Liebschaft mit Viviane am See von Brocéliande; dem eigentlichen Lancelot-Graal, wo von der schuldhaften Liebe von Lancelot, Vivianes Adoptivsohn, zu Artus´ Gemahlin Guenièvre erzählt wird, sowie von den parallel verlaufenden Geburten von Galaad (Sohn von Lancelot und der Tochter des Königs der Fischer, dem Gralshüter) und Mordred (hervorgegangen aus der inzestuösen Liebe zwischen Morgane und ihrem Halbbruder Artus); La Quête du Gral (Die Suche nach dem heiligen Gral), die, nachdem sie die Katastrophe der »terre gaste« beschrieben hat, die auf das Königreich von Logres als Strafe hineinstürzt, endet mit der erlösenden Entdeckung des heiligen Kelchs durch die drei Reinen« nämlich Bohort, Perceval und Galaad; in La Mort d´Arthur schließlich, einer Art Abgesang des Rittertums, werden Mordreds Revolte nachgezeichnet, Lancelots entscheidende Handlung zugunsten des alten Königs, der Tod von Vater und Sohn, die sich gegenseiti» umbringen, sowie schließlich Morganes Einschreiten, indem sie Artus zur Insel Avalon führt.