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Golf von Morbihan, Inseln

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Golf von Morbihan: Farben, Veneter, Wildgänse

Nackte Inseln, Nonnenkloster

»Spring von einem Fels zum anderen: das Meer unter dir wie ein Hund, der unter meiner Hand Männchen macht; es japst, es sondert seinen Speichel ab, es sucht etwas zum Beißen; weiter oben.

Den Rücken an der Ginstermauer, das Gesicht gegen den Morast: Engstelle. Bitterer Geschmack nach dem Ursprung, der die Augen aufschreckt. Welche Last, sich am Abend auf dem Weg sein Brevier ausdenken zu müssen ...« Michel Deguy.

Gesät mit Inseln, fließt der Golf – wie man hier sagt – wie Glas: smaragd-, malvenfarben und violet. Man sagt auch, es gebe genauso viele Inseln wie Tage im Jahr. Die Megalithen selbst (nach einer Statistik befinden sich von 6.192 insgesamt 3.450 im Morbihan) versinken im Wasser, wenn die Flut hereinbricht; steht die bretonische Erde deswegen in dem Ruf, älter zu sein als andere? Jedenfalls kann man sich fragen, warum Locmariaquer die Überreste des höchsten Menhir der Welt besitzt oder wie diese Gegend aussah, als Julius Caesar im Jahre 56 v.Chr. hier die Seestreitkräfte der Veneter schlug, oder wie die 220 bretonischen Kriegsschiffe sich dort halten konnten.

Mor-bihan: »kleines Meer«, im Gegensatz zu Mor-braz: »großes Meer«, also dem Ozean: der Name bezeichnet nicht nur den Golf, sondern auch die zahlreichen Mündungen und Flüße im Inneren, wo das Meer weit ins Land hineinreicht: so in den Mündungen des Scorff oder Blavet, den Flüssen Etel, Crach, Auray und Bono, der Reede von Pénert oder Le Billiers. Wer hat behauptet, es sei der Himmel – dessen Wolken-Inseln in den Farben Rubin- bis Krapprot oder auch in blaßem Rosa durch die Luft ziehen und in dem die Wildgänse sich abzeichnen – der dieser unglaublichen Wasser- und Landebene ihre Einzigartigkeit verleiht, kaum durchzogen von Salzbecken, wo sich die Vögel herumtollen? Obwohl die Salzgärten verschwinden, sieht man dennoch gelegentlich eines der alten Signale mit blutrot gegerbten rechteckigen Segeln.

Von Arradon im hinteren Teil des Golf brechen wir auf, passieren die wie ein Atoll geformten Inseln Boëdic und Drainec und legen bei Arz an. Von dieser Insel erzählt man sich, dass sie früher mit der îles aux Moines (der »Mönchsinsel«) ein einzige bildete, bis die Fluten eine Landzunge überspülten und so auf immer zwei Liebende – so will es die Legende – getrennt haben. Auf Arz drängen sich die Häuser um die romanische Kirche, die ab 1030 der Abtei Saint-Georges in Rennes zugewiesen war. Früher existierte hier ein Nonnenkloster, das die vornehmsten Mädchen des Herzogtums aufnahm. Weiter auf unserem Weg durch den Golf treffen wir auf eine Reihe von Inseln, die mit rosafarbenen Nelken bedeckt sind, oder als Gegenstück dazu nackte, unbelebte Inseln: Holavre, Mouchiouse, Luern, Pladik, Illur, Irus, Creizik; schließlich gelangen wir zur île aux Moines, die den Golf von Morbihan in zwei Becken mit Insel aufteilt. Die kleine Siedlung träumt auf einem Hügel vor sich hin, und sehr schnell verliert man sich in Wegen von überbordenden Vegetation, die zu Pinienwäldern führen, die etwa Amours (Liebe), Soupirs (Seufzer) oder Regrets (Bedauern) heißen.

Von mediterranen Pflanzen und Bäumen, wie dem Erdbeer-, Eukaplyptus-, oder Feigenbaum und vor allem der Mimose, überzogen, ist die île aux Moines, ähnlich Bréhat an der rosafarbenen Granitküste, die verzauberte Insel der Südküste, Treffpunkt der Maler, beispielsweise Signac, Garin, de Broca, Frélaut, Perraudin, und Schriftsteller, etwa Claude Aveline, Louis Martin-Chauffier oder Marcel Arland, der über das Eiland schrieb: »Eine Welt unbekannt und wiedergefunden, verloren und in weiter Ferne!«

Wir durchqueren die Bucht Kerlédan und streifen die Inseln Berder (ehemaliges Eigentum der Herzogin von Uzès), Renno und le grand Veizit, sämtlich Privatgrundstücke, beschattet von Pinien, Eiben, den fahlen Blättern der Eukalyptusbäume, die das leuchtende Blau des Meeres filtern, bis hin zu der Stelle, wo sich die Wassermassen erheben und gewaltig auf die île Longue (»lange Insel«) hereinstürzen. Dort schließt ein kreisförmiger galgal (Erdhügel mit Krypta) einen Dolmen mit unterirdischem Gang ein, dessen als Vorbau verhüllte Kammer eine Kuppel bildet. Wir sind nicht mehr weit weg von Locmariaquer, denn hier ist schon die Insel Gavr´inis, wo ein acht Meter hoher Erdhügel den vielleicht schönsten Dolmen überdeckt, in den Krummstäbe, Beile, Schlangen, Sonnen und Ordensketten tief eingemeißelt sind. Aber jetzt wird es Zeit, um zur Halbinsel Ruys aufzubrechen, deren Ansicht von Segelbooten in den verschiedensten Farben übermalt ist, und dabei an Ilure, Lerne, Stibiden sowie den îlots de l´Oeuf und du Coq, des Oiseaux, Hur und Huric vorbeizuziehen, und bei fahlem, goldenen Licht dem schmetterlinggleichen Flug der Seeschwalben aus dem Vogelschutzgebiet der Insel Er Lannic zuzusehen.