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Delphi

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Delphi

Zelten nur im Notfall

Nachdem sie sieben oder acht Kilometer parallel zum Ufer des Killary Fjord verlief, macht die Straße einen Knick nach rechts und windet sich Stück für Stück bergauf. Zu beiden Seiten ragen steile Felswände empor. Delphi ist bald erreicht. Die Natur zeigt sich hier in derartiger Schönheit, dass es dem staunenden Betrachter leicht die Sprache verschlägt. Vereinzelt sind ein paar Häuschen durch die Pracht der üppigen Rhododendronbüsche und die dichten Zweige der Bäume zu erspähen. Wenn das Sonnenlicht auf den 10 cm dicken, plüschigen Moosteppich fällt, der auf der feuchten Erde gedeiht, schimmert er in sattem Grün. Die einzigen, die anscheinend keinen Blick für das zauberhafte Panorama übrig haben, sind die Fischer, die Jagd auf die Forellen im Lough Finn machen. Zelten sollte man nur im Notfall, da Schwärme von Mücken einem das Leben schnell zur Hölle machen.

Setzt man den Weg fort, so schlängelt sich die Bergstraße zwischen den Mweelrea Mountains und den Sheffry Hills hindurch und erreicht bald den Doo Lough, den »Schwarzen See«. Ein paar Kilometer weiter mündet sie auf eine kahle baum- und strauchlose Ebene mit Schwärmen von Mücken. Kein Zweifel: hier beginnt die Grafschaft Mayo. Verglichen mit den vorigen Etappen, verliert die Landschaft, durch ihre Andersartigkeit erst mal interessant, rasch an Anziehungskraft, wird zunehmend eintöniger, was wohl auch der Grund ist, warum hier deutlich weniger Fremde anzutreffen sind. In Mayo spürt man noch wahre Armut; hier ist das Leben nach wie vor hart.



Ausweichstrecke

Nun noch ein Streckenvorschlag für alle, denen der Weg über Louisburgh bereits bekannt ist oder die es auf dem schnellen Weg nach Westport zieht. Kurz hinter Delphi kündigt ein Hinweisschild die »Scenic Road« an, falls es inzwischen nicht vom Winde verweht ist. Sie führt an der Owenmore Bridge vorbei und mündet bei Liscarney auf die N 59. Anhalter, Radler und größere Gefährte wie Busse oder Laster werden sich hier allerdings fürchterlich quälen: erstere laufen Gefahr, am Straßenrand festzuwachsen; Radfahrer müssen eine Steigung von 15 % überwinden; und zu breite Wagen müssen ständig fürchten, steckenzubleiben, weil die Straße so eng ist. Landschaftlich erweist sich die Etappe als herrliches Naturerlebnis. Hingetupfte Kiefernwäldchen wechseln sich mit dunkelroter, von tiefblauen Seen durchsetzter Heidelandschaft ab. Auf der ganzen Strecke wird man ständig in »Ahs« und »Ohs« ausbrechen, die spätestens nach Erreichen der Schnellstraße N 59 verstummen.