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Limerick

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Limerick (Vorwahl 061)

Ein Freudentaumel

Mit siebzigtausend Einwohnern drittgrößte Stadt Irlands und lange genug im Ruf, eine häßliche, völlig nichtssagende und daher uninteressante Arbeiterstadt zu sein. Aber die Dinge wandeln sich: Limericks Altstadt wird gerade aufgemöbelt, seine Monumente werden ins rechte Licht gerückt, ein städtisches, dabei fröhliches Treiben bricht sich Bahn. Als sich 1991 der Vertrag von Limerick zum dreihundertsten Male jährte, wurde ein glitzerndes Fest ausgerichtet, das die Stadt ein ganzes Jahr lang in einen Freudentaumel stürzte und dessen Impulse fortwirken. Darüberhinaus ist Limerick eine Studentenstadt mit vielen jungen Leuten, die ein turbulentes Nachtleben versprechen.



Aus Limericks Geschichte

Wie auch Waterford, war die Stadt ursprünglich eine Wikingergründung des 9. Jhs und spielte eine gewichtige Rolle als Ausganglager für die Plünderungszüge durch das Landesinnere. Bis 967 Brian Boru, einer der ganz großen irischen Stammesführer, nach einem Sieg über die Wikinger die Stadt einnahm und zerstörte. Im Folgenden wurde Limerick Residenz der Familie O´Brien, welche die Könige von Munster stellte, bis sich die Normannen unter Raimundus dem Dicken der Stadt bemächtigten.

Einem Schema gemäß, das man auch in anderen irischen Städten wiederfindet, bauten sich die Anglonormannen, um sich nicht unter das niedere Volk der eroberten Iren mischen zu müssen, einen eigenen Stadtteil im Norden Limericks. So entstand die althergebrachte Trennung zwischen der Irish Town im Süden und der English Town nördlich des Abbey River.

1651 fiel Limerick nach einer Belagerungszeit von drei Monaten in die Hände Cromwells. 1690 wurde die Stadt erneut zu einem Symbol des Widerstandes. Nach der Niederlage von Jakob II., dem Katholischen, und dem Truppenchef seiner französischen Verbündeten, Lauzun, in der legendären Schlacht an der Boyne bedrängte Wilhelm von Oranien Limerick. In dieser Lage gelang es dem Führer des irischen Widerstandes, Patrick Sarsfield, die gegnerische Artillerie mit einem wagemutigen Handstreich zu zerstören (s. weiter unten, das Kap. über Killaloe).

Daraufhin mußte Wilhelm die Belagerung aufgeben. Am 3. Oktober 1691 willigte die Stadt in den Vorschlag eines Friedensvertrages, in dem beide Seiten ihr Gesicht wahren würden, ein, gab den Widerstand auf und unterzeichnete den sogenannten Vertrag von Limerick. Dieser war sozusagen die Umkehrung des Edikts von Nantes und gestand den Katholiken eine Menge Bürgerrechte und juristische Sicherheiten zu. Patrick Sarsfield und seine 11.000 Mannen hingegen schlossen sich der französischen Armee an und wurden zu den berühmten »Wild Geese«, die sich auf mancherlei europäischen Schlachtfeldern hervortaten. In den folgenden fünfzig Jahren ließen sich nicht weniger als eine halbe Million Iren in französischen und spanischen Armeen anheuern – ein Unikum der Geschichte. In der Schlacht von Fontenoy etwa spielten die irischen Soldaten eine gewichtige Rolle.

Unglücklicherweise lehnte das Parlament von Dublin, in dem hauptsächlich sektiererische protestantische Ansiedler saßen, den Vertrag von Limerick ab. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: die Enteignungen schritten munter fort und mit grausamen »Strafgesetzen« wurden die Katholiken unter der Knute gehalten.

In den Jahren 1920-22 schließlich war Limerick, inzwischen typische Arbeiterstadt, einer der wenigen irischen Ortschaften, wo der nationale Befreiungskampf mit dem Kampf um mehr soziale Gerechtigkeit einherging. Das ging so weit, dass die roten Fahnen aus den Fenstern hingen und eine Art Sowjet die Stadt verwaltete.