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In Meeresnähe

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Besuch bei den Fischern

Auch Kunstfreunde kommen auf ihre Kosten

Blumenpracht im botanischen Garten

  • Wer ein wenig im Viertel umherstreift, wird bald den kleinen Fischerhafen Cala bei der Chiesa Santa Maria della Catena entdecken - Glückspilze finden die Eingangstür einmal nicht verriegelt (nämlich ausschließlich während der Messe, unter der Woche um 8h) - nebst Porta Felice (Plan II, D6). Der Vizekönig ließ letztere 1582 errichten und gab ihr den Namen seiner Frau, die wegen ihrer Untreue stadtbekannt war. Und wir dachten immer, dergleichen Sittenlosigkeiten gebe es erst seit den Achtundsechzigern ...

    Um die Piazza Kalsa und die Straßen Torremuzza und N. Cervello (nur montags, mittwochs und freitags 16-18h zugänglich) herum wimmelt es von kleinen Werkstätten, wohlriechenden Bäckereien und weniger appetitlichen Schlachtern, wo man Trippe (Kutteln oder Kaldaunen, also gereinigte, vorgekochte und in Streifen geschnittene Vormägen von Wiederkäuern) auf die einheimische Art von der Faust probieren kann - besonders auf dem Foro Italico. Haben wir doch erst kürzlich in einer Strauße bei uns wieder gesehen. Unter leichtem Schütteln fingen die anderen am Tisch gleich ein Gespräch über Schnecken, Muscheln und Austern, Nieren u.a. Innereien an. Keinem war es klar, das alle über dasselbe redeten, alle sich vor demselben fürchteten ...

  • Sizilianische Nationalgalerie: Via Alloro 4 (Plan II, E6), T. 671 10 60. Busse 3, 5, 8, 23 oder 24. Drei Minuten vom Giardino Garibaldi, im entzückenden Palazzo Abatellis mit seinen eleganten Arkadengalerien. Wir behaupten unumwunden: Palermo besuchen, ohne dieses Museum gesehen zu haben, ist ein starkes Stück. Einlaß von 9-13.30h sowie dienstags und freitags von 15-17.30h; sonntags bis 12.30h.
  • Wie Kraut und Rüben stößt man im Erdgeschoß auf Holzschnitzereien und arabische Gefäße, Gagini-Skulpturen und ein außergewöhnliches Fresko aus dem 15. Jahrhundert, den Triumph des Todes.
  • Der ganze erste Stock ist der sizilianischen Malerei vom 12. bis 16. Jahrhundert gewidmet. So finden sich z.B. Werke von Antonello da Messina, darunter die stimmungsvolle Verkündigung - hier haben skrupellose Restaurateure allerdings einigen Schaden angerichtet. Erwähnenswert ist noch das Triptychon von Jan Gossaert alias Mabuse, einem Flamen, der sich nach Sizilien verirrt hatte: die Madonna mit Kind zwischen der Hl. Katharina und der Hl. Dorothea ist ein Meisterwerk der Augentäuschung, wie uns noch keines untergekommen ist. Einige Details müssen mit einer Haarspitze gemalt worden sein. Wenn man es in aller Ruhe betrachtet, nimmt man ganze Landschaften wahr, ländliche Szenen, die auf wenigen Quadratzentimetern untergebracht sind!
  • Schließlich der Saal der Kreuze: zwei beeindruckende gotische Kruzifixe thronen in dem Riesenraum, der jedoch keinesfalls zu groß für diese Meisterwerke ist. Also, wie gesagt: diese Pinakothek ist Pflicht!
  • Villa Giulia (Plan II, E6) und Botanischer Garten: ganz in der Nähe, Via Lincoln (Buslinie 24). Beide erlauben nicht nur ein Nickerchen in subtropischer Vegetation unter schattenspendenden Palmen, sie sind uns auch Anlaß für einen bildungsbürgerlichen Exkurs: der Urvater aller Bildungsreisenden, Johann Wolfgang von Goethe, erinnerte sich im »öffentlichen Garten« zu Palermo am 17. April 1787 nämlich an seine alte Grille, ob er nicht »unter der Schar so vielerlei neuen und erneuten Gebildes die Urpflanze entdecken könnte«. Mit durchaus schlüssiger Logik, für uns von der Evolutionstheorie Darwins aufgeklärten Zeitgenossen sonnenklar, geht Goethe davon aus, dass es eine solche Pflanze notgedrungen geben müsse. Denn woran sollte man sonst wohl erkennen, dass »dieses oder jenes Gebilde eine Pflanze sei, wenn nicht alle nach einem Muster gebildet wären?« Als er sich daranmachte, die Pflanzen näher zu untersuchen, fand er sie jedoch immer mehr ähnlich als verschieden, und auch die Anwendung seiner botanischen Fachsprache fruchtete nichts. Wir haben dem nichts weiter hinzuzufügen als die Öffnungszeiten des Parks: sommers zwischen 9-19h, winters nur bis 12h. Freier Eintritt.