Marsala
Marsala (Vorwahl: 0923)
Süßer Wein und glorreiche Erinnerungen
Von den gottesfürchtigen Arabern Mars al-Allah (»Hafen Gottes«) getauft. Hier landete Garibaldi mit seinen »tausend Mannen« (Impresa dei Mille) am 11. Mai 1860, um Sizilien zu erobern, und legte damit den Grundstein für die nationale Einigung (Risorgimento) Italiens. Ein voller Erfolg wurde diese nicht, betrachtet man die bis heute fortbestehenden kulturellen und strukturellen Unterschiede zwischen Norden und Mezzogiorno. Unser Vereinigungskanzler hätte gewarnt sein können ...
Dem mittelalterlichen Marsala hat der Zweite Weltkrieg übel mitgespielt, aber die wenigen übrigblieben Bauwerke lohnen einen Rundgang.
Übrigens: die Küste ab Tràpani ist weitgehend zubetoniert und wirklich kein Muß.
Was den Marsala betrifft ...
Es war ein Engländer, John Woodhouse nämlich, der das Monopol der englisch-portugiesischen Kellereien auf die Herstellung süßen Dessertweines im 18. Jahrhundert zu brechen und dem Portwein Konkurrenz zu machen vermochte. In seinem Heimatland verkaufte der pragmatische Brite Landwein aus Sizilien, den er der Einfachheit halber Marsala, nach dem nächstgelegenen Hafen, nannte. Es war ein voller Erfolg. Die Familien Whitaker, Martinez, Florio, Pellegrino und natürlich Woodhouse machte der schwere, berauschende Wein, dessen Ruhm schnell um die ganze Welt ging, steinreich. Noch heute sieht man in einem Teil des städtischen Hafens Schiffe, die mit dem kostbaren amberfarbenen Wein beladen gen Großbritannien in See stechen. Wer mehr über dieses Thema erfahren möchte, wende sich vertrauensvoll an unsere Freunde vom Fremdenverkehrsamt; deren Kenntnisse sind diesbezüglich schier unerschöpflich ... Hier nur soviel: die Geschmacksrichtungen des alkoholverstärkten Süßweines sind secco (trocken), semisecco (halbtrocken) und dolce (süß), die Farben lauten oro (goldgelb), ambra (bernsteinfarben) und rubino bzw. ruby (rot). Als Handelsklassen merke man sich Fine (mindestens ein Jahr im Faß, zum Kochen geeignet), Superiore (schon besser, da zwei Jahre im Faß gereift und alkoholreicher; als Dessertwein geeignet), Superiore riserva (vier Jahre im Faß, mmmh ...), Vergine soleras (fünf Jahre) und Vergine Stravecchio (mindestens zehn Jahre). Wer die mit Eiern oder Essenzen gewürzte Spielart vorzieht, verlange einen Speciale bzw einen all´uovo.
Einzelne Kellereien, hier Bagli geheißen und dank ihrer Gewölbe einen Besuch wert, sind zu besichtigen: z.B. Pellegrino, Via del Fante 39, T. 95 13 41, 95 85 50 oder 95 11 77; Florio, Via Vincenzo Florio 1, T. 78 11 11. Eines ist gewiß: mit leeren Händen wird keiner die Keller wieder verlassen ...