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Die letzten Jahrzehnte

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Sizilien um die Jahrtausendwende

Erdöl und Erdbeben

Landschaftsverschandelung keine Seltenheit

Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Süden das erste Erdöl entdeckt, in dessen Gefolge chemische Fabriken und Raffinerien nicht lange auf sich warten ließen (etwa in Augusta, Gela und Milazzo). Ein Zeichen wirtschaftlicher Belebung in den Fünfzigern und Sechzigern hat in den Städten unübersehbare städtebauliche Spuren hinterlassen: die häßlichen Mietskasernen, die damals allenthalben aus dem Boden schossen. Gebaut wurde, wo und wie es den Investoren beliebte.

Für Schönheitsfehler während des bescheidenen Aufschwungs sorgten unterdessen ein schweres (Westsizilien 1968) und mehrere leichtere Erdbeben (im Osten). Die von den Politikern in Rom versprochene Soforthilfe versickerte wieder einmal auf dem langen Weg in den Süden oder in den Schubladen der klüngelhaften Verwaltung, und die Sizilianer mußten sich auf ihre eigenen bescheidenen Kräfte besinnen.

Einen nenneswerten wirtschaftlichen Stimmungsumschwung brachten die siebziger Jahre, als die Gastarbeiter teilweise sogar wieder in ihre Heimat zurückkehrten – dies aber sicher auch, um bei zyklisch wiederkehrenden Rezessionen in den Industrieländern und während der sogenannten Ölkrise (die in Wahrheit eine Kostenkrise war) der Arbeitslosigkeit zu entgehen. Immerhin tat sich damals etwas in Sachen Infrastruktur, wovon Straßen- und Autobahnbau noch heute Zeugnis ablegen. Dass die Straßenplaner in wirtschaftlich rückständigen Gebieten besonders rücksichtslos gegen gewachsene Strukturen und die Natur vorgehen, ist die Kehrseite der Medaille.

Übrigens sollte es noch Jahre dauern, bis nach Fertigstellung der Autobahnmagistrale Mailand-Rom-Neapel auch die Hauptverbindungsstraße von Palermo nach Catania gebaut wurde. Dies lag ausnahmsweise aber einmal nicht an der knausrigen Zentralregierung in Rom, sondern am Mißtrauen der Stadt Catania, die fürchtete, mit abnehmender Reisedauer zwischen beiden Städten schneller vom westsizilianischen Mafiavirus angesteckt zu werden.

Heute zählt die Region Sizilien zusammen mit den Liparischen Inseln, den Egadi-Inseln, Ustica, den Pelagie-Inseln und den Pantelleria knapp fünf Millionen Einwohner.