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La Zisa

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Etwas abseits: La Zisa

Palast der Ausschweifungen?

  • La Zisa: Piazza Guglielmo il Buono, im Westen der Stadt (Plan II, D1). Zutritt von 9-13.30h, dienstags und freitags obendrein von 15-17.30h, sonntags und an Feiertagen von 9-12.30h. Eintritt frei.

    Im Jahre 1151 vom Normannenkönig Wilhelm I. - »dem Schlechten«, Sohn Roger II., geb. 1120, gest. 1166, bekannt dafür, dass er die Heirat zwischen seiner Tante Konstanze mit dem Sohn des deutschen Kaisers, dem späteren Heinrich VI., einfädelte - erbaut und in den folgenden Jahrhunderten von verschiedenen Familien bewohnt, die den Palast jeweils nach ihrem Gusto umgestalteten. Einer dieser Umbauten war so tiefgreifend, dass 1951 ein Teil des Komplexes einstürzte. Seit 1971 wurde der Palastbau mit großem Aufwand wiederhergestellt, und das Ergebnis der Bemühungen kann man heute bewundern.

    Ziza kommt vom arabischen »Aziz«, auf deutsch »prachtvoll«. Hier gilt jedenfalls das Prinzip »nomen est omen«: mit ein wenig Fantasie kann man sich den Originalzustand des Palastes, eingebettet in einen üppig grünenden Garten mit Zitronen- und Orangenbäumen und damit idealer Erholungsraum für den von der Betriebsamkeit der Stadt gestreßten Souverän, ausmalen. Böse (oder neidische) Zungen behaupten, es habe sich gar nicht um ein Refugium gehandelt: hier habe der Normannenkönig vielmehr seinen Harem gehalten.

    Tatsächlich muß alles im Palast dazu angetan gewesen sein, die Sinne oder die Sinnlichkeit anzusprechen: davon kann man sich im gut erhaltenen Brunnensaal im Erdgeschoß überzeugen. Sein Wasser, das von den umliegenden Bergen gespeist wurde, ergoß sich in ein außenliegendes Becken, eine Art Schwimmbad, wo sich die sanften Schönen erfrischt haben mögen. Dieser Saal ist ein herausragendes Zeugnis für die gelungene Mischung unterschiedlicher Stilelemente. Die Wandmosaiken, auf denen Pfauen, Symbole herrschaftlicher Macht, ständig wiederkehren, sind ein Beispiel arabisch-byzantinischer Kunstfertigkeit, wohingegen die schönen blonden Köpfe der abgebildeten Jäger keinen Zweifel an ihrer nördlichen Herkunft lassen und die heute schwer beschädigten Fresken den späteren Beitrag spanischer Künstler verraten. Über dem Eingang des Saales ein sagenumwobenes Deckengemälde, dessen Figuren man angeblich nie genau nachzählen kann.

    Eine geniale Architektur sorgt dafür, dass die Räume der palastartigen Villa stets kühl und ruhig sind. Das Belüftungssystem - die Fenster sind oberhalb der Kopfhöhe auf unterschiedlicher Höhe angebracht - und das ständig sprudelnde Wasser im Brunnen ergeben eine Art natürlicher Klimaanlage, die wirklich auf der Höhe ihrer Zeit war, in der man ja keinerlei technische Hilfsmittel hierfür kannte. Die Mushrabiya, hölzerne Transennenfenster in ottomanischer Tradition, deren Öffnung mit Schnitzereien ausgefüllt ist, gestatten zwar einen Blick nach draußen; neugierigen Gaffern von außen bleibt das Palastinnere jedoch verborgen: man probiere das selbst einmal aus. So gut wie das Spiegelglas heutiger Prunkbauten ...

    Heute beherbergt die Zisa eine Sammlung von arabischen Keramiken, Becken und Kandelabern sämtlicher Epochen.