Segesta (Vorwahl: 0924)
Antikes unter freiem Himmel
Tempel und Theater
Idyllisch gelegene historische Stätte, die zum Markenzeichen für das geschichtsträchtige Sizilien geworden ist. Zutritt von 9h bis eine Stunde vor Sonnenuntergang. Der Eintritt ist frei. Am Bar-Restaurant am Eingang darf man auf eigene Gefahr seinen Rucksack abliefern. Es erscheint uns wegen der Lichtverhältnisse günstiger, Segesta vormittags in Augenschein zu nehmen.
Ein wenig Geschichte
Von der von den Elymäern - dem ersten Volk, das sich im Westen der Insel festsetzte - gegründeten Stadt sind nur noch ein griechischer Tempel und ein Theater übrig, beide allerdings sehr gut erhalten. Bevor wir zur Hauptsache kommen, stellen wir mal die Elymäer vor. Dieses Volk, das nach der Zerstörung Troyas aus Kleinasien flüchten mußte, fand in Sizilien Unterschlupf und hatte nur eins im Sinn: Selinunt, die punische Kolonie, zu zerstören. Das ist ihnen auch im Jahre 409 v.Chr. gründlich gelungen. Um ihr Ziel zu erreichen, verbündeten sie sich je nach Lage mit den sizilianischen Griechen, den Athenern und den Römern, kamen aber wegen dieser opportunistischen Schaukelpolitik (lange vor Bismarck!) selber nicht ungeschoren davon. Im Frühmittelalter wurde Segesta von den Barbaren dem Erdboden gleichgemacht und sank in Vergessenheit. Sogar sein Name verschwand aus der kollektiven Erinnerung. Die antike Stadt erstreckte sich über das Hochplateau des Monte Barbaro. Von ihrem Mauerkranz bemerkt man nurmehr ein paar Überreste.
Die antike Stätte
Doch zurück zu unseren alten Steinen. Der bestens erhaltene Griechische Tempel erhebt sich einsam und majestätisch in der Hügellandschaft, die zum Golf von Castellammare hin abfällt. Er gilt als einer der schönsten im dorischen Stil (5. Jahrhundert v.Chr.) und blieb im Inneren unverändert. Seine sechsunddreißig blaßbraunen Säulen, noch unkanneliert und daher anscheinend unvollendet, davon je sechs zur Giebelseite, tragen ein Dach von über sechzig Meter Länge und sechsundzwanzig Meter Breite. Als der französische Literat Guy de Maupassant den Tempel am Fuß des Berges erblickte, riß es ihn zu der Bemerkung hin, derjenige, der diesen Platz für ihn auserkoren habe, sei ein Genie.
Mussolini hatte eigens einen kleinen Bahnhof anlegen lassen, den ein Zug um sieben Uhr morgens einst von Palermo her anfuhr.
Was das griechische Theater aus dem 3. Jahrhundert v.Chr. betrifft - auch von 9h bis eine Stunde vor Sonnenuntergang zu besichtigen - auf einer anderen Seite des Monte Barbaro, so wird es Kenner der griechischen klassischen Architektur womöglich enttäuschen, aber es bietet ebenfalls eine herrliche Sicht hinunter ins Tal. Etwa zweieinhalb Kilometer vom Tempel entfernt, zu Fuß etwa eine halbe Stunde; bei brütender Hitz kein Zuckerschlecken, aber morgens und gegen Abend ein Genuß. Ansonsten kostenpflichtiger Bus, ziemlich teuer und stets vollgestopft wie ein Viehwaggon.
Anreise
Dreißig Kilometer von Tràpani, an der Autobahn nach Palermo. Die Ausfahrt ist beschildert.
Von Palermo: keine Direktverbindung mit dem Bus; man steige in Tràpani um. Wegen Streckenstillegung ist Segesta nicht mehr mit der Bahn erreichbar. Immerhin halten noch die Busse am aufgelassenen Bahnhof, zwei Kilometer von der Ruinenstätte entfernt. Sich per Anhalter fortzubewegen funktioniert ganz gut: man stelle sich an die Autobahnauffahrt und warte auf motorisierte Reisende.
Von Tràpani: der Bus ist am schnellsten. Die Compagnia Tarantola (Tel. 31 020, 32 590) sorgt für drei Verbindungen pro Tag, und zwar um 8h (nicht sonn- und feiertags), 10h und 14h, ab Piazza Garibaldi. Der Bus fährt bis Calatafimi. Zurück von Calatafimi über Segesta nach Tràpani gegen 11h (nicht sonn- und feiertags), 13h und 18h. Bitte für genauere Infos folgende Adresse verwenden: info@tarantolabus.it
Logis in der Umgebung
Nun ja, Segesta ist nicht gerade Weltstadt. Wer nicht in der Scheune schlafen will, wende sich nach Calatafimi, einige Kilometer südlich von Segesta. Diese kleine, auf einem Berg kauernde Stadt hat wenig Architektonisches von Belang aufzuweisen, wurde aber berühmt wegen ihres spektakulären Kreuztragungsfestes, das im Frühling in unregelmäßigen Abständen (nur alle drei, vier oder auch sechs Jahre; man muß einfach Glück haben) zelebriert wird. Es gilt als eine der faszinierendsten religiösen Feierlichkeiten in Sizilien und geht auf das Jahr 1657 zurück, als ein Kruzifix, das in Calatafimi aufgestellt war, allerlei wundersame Dinge verursachte.
Hotel Mille Pini: Piazza F. Vivona, in Calatafimi, T. 95 12 60. Im Oktober und November Herbsturlaub. Am Dorfende, hinter der Kirche, über dem Tal. Zehn einfache, aber saubere und gemütliche Zimmer mit herrlichem Blick auf die Berge. Gemütliche, lockere Stimmung, betont gastfreundliche Wirtin. Ab drei Tagen Aufenthalt besteht Gelegenheit zu Halbpension, bei Preisen wie in der Jugendherberge. Einladende Bar und Restaurant, wo man erfreulich gut bewirtet und bedient wird. Das Hotel ist ein beliebter Treffpunkt der Dorfjugend, doch wenn die Passeggiata vorüber ist, kehrt wieder Ruhe ein. Insgesamt ein Ort der Ruhe und Erholung, zudem geeigneter Stützpunkt für Tagesausflüge nach Segesta, Erice, Tràpani und Marsala.
Abstecher in die Umgebung
Ponte Bagni: vier Kilometer vom Theater, wenn man Richtung Meer hinuntermarschiert. Sich mal die Terme Segestane (T. 254 58) antun, geöffnet von 9-13h und von 16-24h. Donnerstags bleibt der Ofen kalt. Wenn nicht gerade Sommer ist, kann man hier drin seine inneren Schlacken ausschwitzen.