Auf den Spuren der Mafia
Ein bißchen Neugier ist erlaubt
Mancherorts werden traurige Erinnerungen wach
Es folgen einige Orte in Palermo für alle, die ausgezogen sind, das Fürchten zu lernen. Fein säuberlich zu unterscheiden von der Mafia ist übrigens jenes sizilianische Bandenwesen, dessen Wurzeln in die Zeit des Anschlusses des Königreiches beider Sizilien an Savoyen zurückgeht. Damals gerieten die Bauern in ein schlechte wirtschaftliche Lage, weshalb sie der alten Ordnung unter der neapolitanischen Monarchie nachtrauerten. Dramatische Geschichten rankten sich damals um die Briganten, derern berühmtester Vertreter Salvatore Giuliano war (s. unsere Anmerkungen zur Ortschaft Montelepre weiter unten). Später wurden die Briganten dann von der Mafia benutzt - z.B. zur Niederschlagung wilder Landbesetzungen - und, als sie ihre Aufgabe erfüllt hatten, auch deren Opfer.
Vor der ehemaligen Wohnung des Richters Falcone in der Via Notarbartolo 23A erinnern eine Vielzahl von Beileidsbekundungen und von der Bevölkerung niedergelegte Blumen an den mutigen Exponenten des Kampfes gegen die Mafia.
Palermo ist in rund zehn verschiedene Machtbereiche unterteilt, die jeweils von einem Familienclan kontrolliert werden. Deren Oberhaupt nennt man den Capomafia. Meist handelt es sich um ärmere Stadtviertel:
ZEN (Zona dell´ Expansione Nord, Plan I, E-F 4): in dieser Hochhaussiedlung, als sozialer Wohnungsbau für Arme angelegt, rekrutiert die Cosa Nostra ihren Handlangernachwuchs.
Kalsa:im Umkreis der Piazza Maggione und der gleichnamigen Kirche
(Plan II, D 5-6).
Vucciria-Markt: siehe oben.
Corso dei Mille: die Bahnhofsgegend (Plan II, F5-6).
Via Santa Maria del Gesù: Plan I, F4.
Palazzo di Giustizia: Piazza Vittorio Emmanuele Orlando, oberhalb der Via Voltueno (Plan II, D3). Modernes Gebäude ohne Belang, an dem alle Fenster aus Panzerglas sind. Man achte auf die Rampe, über die Fahrzeuge bis vor die große Eingangstür des Justizpalastes fahren können, damit deren Insassen nicht weithin sichtbar die Treppen hinaufsteigen müssen. Die Vorsicht hat ihren Grund: hier ist der Sitz der Mafia-Gegner.
Carceri Giudiziarie »Ucciardone« (Gefängnis): beim Hafen (Plan II, A4). Hinter diesen altmodischen Mauern verbirgt sich das ausgeklügeltste und am schärfsten bewachte Gefängnis Italiens. Dreimal soviel Wächter wie anderswo tun hier ihren Dienst ... meist Nicht-Sizilianer. Da das Gefängnis überbelegt war - bis vor kurzem zählte man über fünfhundert Häftlinge - wurde eine beachtliche Anzahl von »Paten« auf das Pianosa-Eiland, unweit von Elba, geschafft. Der berühmteste »Bewohner« dieser Zellen war Michele Greco, genannt »Der Papst«, ein alter Capomafia, der im Knast verrückt wurde. Das Ucciardone ist seit der Verhaftungswelle ab 1993, welche die »Bestände« wieder anschwellen ließ, in Sizilien ein Gesprächsthema ersten Ranges.
Grand Hotel delle Palme: s. oben, »Unterkunft«.
Restaurant N´Grasciata: Räuberhöhle der Cosa Nostra (s. oben, »Verköstigung«). Von den Capomafiosi ebenfalls frequentiert werden die feinen Lokale Charleston und Gourmand´s.
Weiter auf unserem Gruselrundgang:
Via della Libertà (Plan II, B3): hier starb Pier Santi Mattarella, Präsident der Region Sizilien, 1980 eines gewaltsamen Todes.
Dann in die Via Carini (Plan II, D3), wo der General Carlo Alberto Dalla Chiesa und seine Frau 1982 umgebracht wurden.
Via Turba (in der Nähe der Cuba, in Verlängerung des Corso Pisani und vor der Via Altofonte; Plan I, E3), wo Pio La Torre, Regionalsekretär der Kommunistischen Partei (PCI), 1982 tödlich getroffen zusammensackte.
Via Pipitone G. Federigo (Plan I, D3, zwischen der Via Notarbartolo und der Via Lazio): Schauplatz des Attentats auf den Richter Rocco Chinnici im Jahre 1983.
Via Croce Rossa (in Verlängerung der Via della Libertà, nach der Piazza V. Veneto; Plan I, C3): dort wurde der Kommissar Nini Cassarà 1985 von Kugeln durchsiebt.