Aran-Inseln
Aran-Inseln
Zeitreise in die Vergangenheit
Letztes Rückzugsgebiet irischer Mythologie. Diese Inselgruppe scheint die Zivilisation vollkommen übergangen zu haben, so dass das Leben auf diesem wind- und wellengepeitschten Fleckchen Erde weiß Gott kein Zuckerschlecken ist. Der Boden besteht aus sprödem Kalkstein, wirkt öde und kahl. Fruchtbare Erde ist außerordentlich kostbar und wurde von den Inselbewohnern jahrhundertelang sozusagen hergestellt: man grub Rillen in die Kalkfelsen und mischte darin Seetang und Sand, was zu Humus verrottete, so dass darauf Kartoffeln und saftiges grünes Gras gedeihen konnten. Und so wandelte sich das durch und durch graue Land langsam in ein graugrün gemustertes.
Wohl nirgends auf der Welt findet man so viele alte Mauern wie auf den Aran Islands. Aber klar: irgend etwas Sinnvolles mußte man mit all den Steinen dieser Steinwüste ja anstellen. Hauptsächlich waren die Wälle wohl als Windschutz gedacht, um die wertvolle Humusschicht auf den Äckern zu halten.
Die Inselbewohner, Nachfahren der Kelten, sind für die Bevölkerung der großen Grünen Insel ebensolche Exoten wie umgekehrt. Ihre wettergegerbten Gesichter spiegeln deutlich die Spuren des ewigen Kampfes gegen die Elemente, zeugen aber auch von einen gewissen Stolz, ihre ursprüngliche Lebensweise, Gepflogenheiten und ihr Brauchtum so unversehrt erhalten zu haben. Der Schriftsteller Synge stellte dazu fest: »Das Leben hat hier eine mystische Tiefe, die man dem Reich der Legende zuweisen würde«. Noch immer sprechen die Leute nur Gälisch untereinander und bauen ihre Curraghs, Holzboote mit geteertem Segel, das den heftigen Windstößen besser standhält als die übliche Segelleinwand.
Souvenirjäger können sich freuen, von den Inseln endlich mal hübsche Andenken mitnehmen zu können, die nicht aus Taiwan eingeführt wurden. Ganz typisch sind die Pampooties, absatzlose Schuhe aus Schafsleder, geflochtene Gürtel und dicke Strickpullover. Hierzu noch ein kleiner Schwank: jede Familie auf der Insel hatte ihr ureigenes Strickmuster. Wenn das gierige Meer mal wieder einen Fischer verschlungen hatte und ihn Wochen später bis zur Unkenntlichkeit verwest wieder ausspie, konnte man den Unglücklichen oftmals anhand seines Pullovermusters identifizieren ...
Inzwischen sind auch die Aran-Inseln zumindest im Sommer nicht mehr das, was sie waren. Dann drängeln sich hier die Fremden und entwickeln gewisse antikommerzielle Gepflogenheiten, die ganz und gar unirisch sind.
Die Aran Inseln und ihre Schriftsteller
Obwohl aus einem steinreichen protestantischen Elternhaus stammend, fühlte sich der berühmte John Millington Synge viel stärker von der genügsamen ländlichen Lebensweise angezogen. Der erste Besuch auf den Inseln auf Empfehlung des Kollegen Yeats muß für Synge ein Schlüsselerlebnis gewesen sein, denn er kehrte fünfmal hierher zurück und hielt all seine Eindrücke in einem Buch fest: »The Aran Islands« (»Die Aran-Inseln, Skizzen«, 1907). Auch sein dramatisches Werk war zweifellos von der Liebe zu diesem einsamen Landstrich beflügelt. Der Romancier Liam O´Flaherty, Autor von »Der Zinker« und »Hungersnot«, war auf dem Eiland Inishmore zu Hause. Zu guter Letzt drehte sein Namensvetter, der amerikanische Regisseur Robert Flaherty, im Jahre 1933 den Film »Die Männer von Aran«, der seinem Klassikerer »Nanuk, der Eskimo« kaum nachsteht. Um ihm möglichst große Echtheit zu verleihen, verpflichtete er ausschließlich einheimische Darsteller.