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Palmenhügel und Ölmühle

Kinder als Fremdenführer

Matmata war dereinst ein gastfreundliches, wundervolles Bergdorf. Seit sich der Ort zu einer Touristenattraktion gemausert hat, änderte sich das Verhalten der Bewohner gegenüber den allzu respektlosen Touristen und kann heute nur noch als wenig freundlich bezeichnet werden. Reisegesellschaften laden täglich hunderte von Touristen in Matmata ab. Mit bestimmten Berberfamilien wurden »Vereinbarungen« getroffen, dass diese sich während der Besichtigung verkrümeln und so kann sich Lieschen Müller in den Wohnschächten ganz wie zu Hause fühlen. Derweil postiert man den Großvater am Eingang und überträgt ihm die Aufgabe, die Flocken in Empfang zu nehmen. Grauenhaft! Eine traurige Entwicklung.

Selbst Kinder betätigen sich schon als Fremdenführer durch die eigenen Wohnung, um die Touristen abzuzocken.

Wem die Lust vergangen ist, die Hammelherde noch zu vergrößern, sollte einen Besuch des sechs Kilometer entfernten Haddège inmitten palmenbestandener Hügel ins Auge fassen. Die Beziehungen mit den Einheimischen dort gestalten sich weitaus herzlicher. Hier bietet sich auch Gelegenheit zum Besuch einer Ölmühle. Wer die Gegend etwas genauer auskundschaften möchte, sollte die Dienste Nouri Ali Ben Abdallahs und Abdous in Anspruch nehmen, welche die Region wie ihre Westentasche kennen. Man trifft ersteren in der Regel vor dem Sidi-Driss-Hotel an, das 150 m von seiner Privatwohnung entfernt liegt; der andere weilt für gewöhnlich in seinem Café-Restaurant »Chez Abdou«. Beide kennen sich wirklich am besten in der Gegend aus.

Die Wohnhöhlen von Matmata

Die in der Gegend um Matmata seßhaßt gewordenen Berber haben die Bodenbeschaffenheit dazu benutzt, unterirdische Zufluchtsstätten anzulegen, die in der Folgezeit zu ausgedehnten Höhlenwohnungen wurden. Im Mittelpunkt jeder Anlage befindet sich ein tiefer Innenhof, um den herum sich Zimmer, Gemeinschaftsräume, Vorratskammern für Tierfutter und Kornspeicher anordnen. Der ganze Komplex ist durch ein Gewirr labyrinthischer Gänge verbunden. Alle Häuser waren noch bis vor dreißig Jahren bewohnt, werden jedoch zunehmend aufgegn. Hinter dem Dorf zeichnen sich auf der Felsspitze deutlich die Ruinen der ersten Siedlung ab. Die Berber siedelten damals auf dem Berg, um sich besser gegen die Araber verteidigen zu können.

Vom Vorgebirge über den Riesenlettern in Hollywoodmanier (»Matmata«, am Dorfeingang links auf der Spitze des Hügels), hat man einen prachtvollen Ausblick auf das Tal.

Anfang November erweckt das Festival von Matmata die alten Berbersitten zu neuem Ln, und das Dorf wird erfüllt vom Klang der Hochzeitsfeiern und Fantasias.