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Moschee

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Architektur von Moscheen

Gewaltige Gotteshäuser

Schuhe aus und Füße waschen

Wenn das deutsche »Moschee« auch auf das arabische Masdjid zurückgeht, so darf man sich über die Bedeutung dieses Wortes doch nicht täuschen: »Masdjid« heißt nichts anderes als Gebetshaus, als »Ort, wo man sich vor Gott niederwirft«. Das kann natürlich die Moschee sein, aber ebenso jeder andere Ort; vorausgesetzt, er ist frei von Schmutz und eignet sich für sakrale Handlungen. Daher ist ein Gebetsteppich ebenso ein »Masdjid« wie die eigentliche Moschee. Das Wort »Moschee« hat seine arabische Entsprechung übrigens in der Bezeichnung Djamaa, was soviel bedeutet wie »Versammlung«. Der Tag, an dem man sich versammelt (yom el djamaa) und zugleich die Moschee, den Ort des gemeinsamen Gebets, aufsucht, ist der Freitag.

Die erste Moschee errichtete Mohammed, der Prophet, zu Ehren Gottes in Medina. Er schuf damit in groben Zügen die Grundlagen für einen neuen Architekturtypus. Alle späteren Baumeister orientierten sich an der Moschee von Medina.

Die Moschee besteht im allgemeinen aus einem Hof, in dessen Mitte sich oft ein Brunnen für rituelle Waschungen befindet – dieser kann sowohl im Gebäudeinneren, als auch ausgelagert sein – und aus den Liwans, überdachten Höfen, deren Achse nach Mekka ausgerichtet ist. Hier versammeln sich die Gläubigen in geordneten Reihen zum Gebet. Eine Art Mauernische, der Mirab, zeigt die genaue Ausrichtung des Gebetshauses nach Mekka, was auch an den Gebetsteppichen unschwer zu erkennen ist. Um vor der Gemeinde zu predigen, besteigt der Imam ein kanzelartiges Gestell, genannt Minbar. Abgesehen von emporeähnlichen Tribünen oder Podesten für Angehörige der Königsfamilien sieht man schließlich sogenannte Dikka, plattformartige Erhöhungen, die dem Scheich dazu dienen, seinen Schülern das Wort Gottes zu lehren.

Als Tourist wird man um einige Moscheebesichtigungen nicht umhinkommen und dürfte dies auch nicht bereuen! Von außen erwecken Moscheen nicht immer einen besonders einladenden Eindruck. Ehrlich gesagt, sehen sie manchmal aus wie reichlich abstoßende, grobschlächtige, von spitzen Säulen umgebene graue Kästen. Um Moscheen mit himmelwärts strebenden Minaretten, verziert mit türkischen Kacheln, zu finden, muß man schon bis in den Iran reisen. Was dagegen die Innenausstattung betrifft, so ist man bereits in der Türkei bestens bedient. Oasen der Ruhe! Außengeräusche dringen nur gedämpft durch schwere Ledertüren. Man lenkt seine Schritte über Teppiche, von denen Sammler alter Orientteppiche nur träumen können ... Zugegeben, wenn viel los ist, riecht´s schon mal leicht modrig nach Fußschweiß. Aber das ist eben die andere Seite der Medaille und man sollte diesen Umstand nicht dramatisieren.
Außergewöhnlich ist die Raumwirkung im Inneren. Der Besucher erhält eine Vorstellung davon, was Raum, was Grenzenlosigkeit bedeuten, ganz wie im Kirchenschiff einer mächtigen gotischen Kathedrale. Verstreut sitzen oder knien Gläubige zum Gebet. Meist sind die Frauen in einer vom Hauptraum durch Verschläge abgesonderten Ecke der Moschee untergebracht. Manchmal kann man beobachten, wie Leute über Geschäfte reden oder ein Nickerchen halten ... Das Haus Allahs ist ein wahrhaftiges Haus. Unsereins hat vielleicht einen Gott, aber kein Gotteshaus. Wer´s nicht glauben will, versuche einmal, in einer Kirche ein Schlafplätzchen zu finden. Überzeugt?

Die meisten Moscheen sind für Ungläubige tabu. Für all jene, die sich dennoch hineinschleichen konnten, jetzt, wie soll es anders sein, die gutgemeinten Ratschläge: vor Betreten der Moschee ziehe man seine Schuhe aus und wasche sich die Füße. Besonders Eifrige säubern sich auch Gesicht und Hände. Schaden kann´s ja nicht. Wenn vor dem Eingang bereits eine Reihe Schuhe stehen, stelle man die seinen dort ab oder behalte sie in der Hand. Die Stille sollte man unbedingt respektieren und keinesfalls in der Moschee umherlaufen. Zugegeben, reichlich altväterliche Tips. Trotzdem ist ihre Beachtung wichtig, weil die Tatsache, sich vor Betreten eines heiligen Ortes seines Schuhwerks zu entledigen, in den Augen der Einheimischen Pluspunkte einbringt. Und wenn wir jetzt behaupten, dass ein türkischer Freund, der zum ersten Mal eine europäische Kirche besuchte, vor dem Eingang seine Schuhe ausziehen wollte, so wird man es womöglich nicht glauben wollen. Schade, es stimmt nämlich. So geschehen im Freiburger Münster.