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Tunis

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Karthagos letztes Mal am Boden

Aus Asche entsteht Tunis

Amr-ibn-Al´As – Eroberer Ägyptens und Freund des Propheten – zog 646 siegreich in Alexandrien ein, und der byzantinische Kaiser hatte das Oströmische Reich, wie es ihm von seinen Vorgängern vermacht worden war, endgültig verloren.

Die arabische Invasion des heutigen tunesischen Gebiets begann schon 647. Okba-Ibn-Nafi gründete 670 die heilige Stadt Kairouan. 697 nahm Hasan-Ibn-En-Noman, der sassanidische Gouverneur Ägyptens, Karthago ein und befahl – wie sich doch die Geschichte wiederholt – die völlige Zerstörung der Stadt. Diesmal sollte sie nicht wieder aus der Asche auferstehen. Karthago verabschiedet sich endgültig aus der Geschichte, während an seine Stelle jene Stadt tritt, die wir heute unter dem Namen Tunis kennen.

Karthago wurde seitdem weitgehend in Ruhe gelassen, nur der französische König Ludwig IX. schaute während des achten Kreuzzugs am 17. Juli 1270 noch einmal kurz vorbei. Einen Monat nach seiner Landung starb er an der Pest, nachdem er sich zuvor in Damiette eine blutige Nase geholt hatte. Ein Unglück kommt selten allein: kaum zwanzig Jahre danach wurde er 1297 von Papst Bonifaz VIII. heiliggesprochen, weshalb er bis heute als Ludwig der Heilig durch die französischen Schulbücher geistert.

Berber schwimmen gegen Strom

Die Bezeichnung »Afrika« ist eine Latinisierung des Berberworts Ifriqa oder Ifriga. Wenngleich die wundersame multikulturelle Gesellschaft, welche die Phönizier durch Handel und Wandel geschaffen hatten, in den Küstenregionen tiefe Spuren hinterließ, berührte sie die Berbernomaden im Hinterland nur oberflächlich. Nach Vordringen der Araber vergaßen die Berber – die niemals wirklich latinisiert oder christianisiert oder kolonisiert worden waren – in weniger als einer Generation die Errungenschaften der graeco-latino-phönizischen Kultur. Die Araber waren echte Kolonisatoren, und die Berberstämme waren nicht bereit, sich der Herrschaft des Islam ohne weiteres zu unterwerfen. Sie setzten der arabischen Eroberung erbitterten Widerstand entgegen. Erst im 9. Jahrhundert gelangte die Islamisierung des heutigen Tunesiens zum Abschluß.

Dynastien

Nun folgt eine arabische Dynastie der anderen: die Aghlabiden von 800 bis 909, die Fatimiden von 909 bis 972, anschließend die Berberdynastie der Ziriden. Aber kaum haben die armen Berber endlich in ihrem eigenen Land das Sagen, werden sie schon wieder von den Nachkommen der Wikinger vertrieben. Wo die nun wieder herkommen? Die Normannen kamen von Sizilien, das sie zuvor erobert hatten, überquerten das Mittelmeer und fielen in Tunesien ein. Merkwürdigerweise äußern sich die islamischen Geschichtsschreiber eher wohlwollend über die blonden Recken, vielleicht weil sie mit den Berbern aufräumten? 1160 setzt der Almohaden-Kalif von Marokko die Nordmannen dann wieder vor die Tür. Von 1526 bis 1574 unterstützen die Spanier die Hafsiden in ihrem Kampf gegen die eroberungswütigen Türken – ohne viel Erfolg, Tunesien wird für die nächsten dreihundert Jahre eine Provinz des Ottomanischen Reichs.