Chronologie
Chronologie
Phönizer machen den Anfang
Die ersten Spuren menschlichen Lebens in Tunesien reichen eine Million Jahre zurück. Der »homo sapiens« erscheint erst fünftausend Jahre nach dem Cro-Magnon-Menschen. Aber das ist graue Vorzeit, die eigentliche Geschichte Tunesiens beginnt mit den Phöniziern (9. bis 2. Jh. v.Chr.).
814 v.Chr.: die aus Tyros stammende Prinzessin Dido gründet Karthago, das schnell zur Rivalin Roms und zur wichtigsten Seestadt des Mittelmeers aufsteigt.
256 v.Chr.: römische Heere landen erstmals in Nordafrika, um den Krieg mit Karthago für sich zu entscheiden; die Expedition endet mit der Vernichtung der römischen Streitmacht in der Nähe von Tunis.
264-241 v.Chr.: Erster Punischer Krieg, den Flaubert in seinem Roman »Salammbo« teilweise schildert. Karthago räumt Sizilien.
2218-201 v.Chr.: Zweiter Punischer Krieg unter Führung Hannibals, der mit 50.000 Mann Infanterie, 9.000 Reitern und 37 Elefanten die Pyrenäen und Alpen (218 v.Chr.) überquert. Er stößt bis vor die Tore Roms vor, kann die Stadt aber nicht einnehmen, da der Nachschub ausbleibt.
149-146 v.Chr.: Dritter Punischer Krieg. Das geschwächte Karthago leistet drei Jahre lang Widerstand, bevor es sich ergibt. Scipio steckt die Stadt in Brand und macht alles dem Erdboden gleich (146 v.Chr.). Er läßt den Boden versalzen, um ihn unfruchtbar zu machen. So beginnt die mehrere Jahrhunderte währende römische Herrschaft.
439-553 n.Chr.: die Vandalen unter Geiserich erobern Tunesien.
534-642: Kaiser Justinian von Byzanz gewinnt Nordafrika für Ostrom zurück.
647: von Osten her kommend, dringen die Araber in den Maghreb ein.
698: Eroberung durch Oqba ibn Nafii, der den Islam verbreitet, Kairouan gründet und die Berber vertreibt. Tunesien wird eine Provinz des riesigen Kalifenreichs, dessen Hauptstadt erst Damaskus, dann Bagdad wird.
909-1159: die Fatimiden gründen Mahdia und fallen in Ägypten ein, wo sie Kairo gründen. Aufständische reißen die Macht in Tunesien an sich, dem bereits die Genueser, Pisaner und Normannen zusetzen.
1230: das spanische Sevilla wird von christlichen Armeen belagert; zahlreiche andalusisch-moslemische Familien emigrieren mit dem Fernziel Tunis.
1534-1535: der Korsar Barbarousse dringt in Bizerte ein. Auf Bitten des Papstes entsendet Kaiser Karl V. eine Flotte von vierhundert Schiffen, die Tunis am 14. Juli 1535 zur Übergabe zwingt.
1590-1880: Tunesien gerät für drei Jahrhunderte unter türkische Herrschaft.
1881-1956: französisches Protektorat. Da die letzte Bey-Dynastie, die Husainiden, sich selbst zerfleischt und fremde Geschäftemacher das Land ausplündern, bietet Frankreich sich 1880 großmütig als Schutzherr des »destabilisierten« Landes an. Es ist seit langem der Hauptgläubiger Tunesiens und kann, da die anderen Kolonialmächte neutral bleiben, sich das Land in aller Ruhe einverleiben. Das Protektorat wird im Mai 1881 durch den Vertrag von Bardo offiziell besiegelt. Alles weitere läuft nach dem bekannten Schema ab: Aufbau einer Kolonialverwaltung, Enteignung der fruchtbarsten Ländereien und so fort.
20. März 1956: völlige Unabhängigkeit unter der Führung Habib Bourgibas.
25. Juli 1957: Ausrufung der Republik.
1964: Neuorganisation der Destur-Partei und der Neo-Destur-Partei in der Einheitspartei PSD (Partie Socialiste Destourien); Festlegung des wirtschaftspolitischen Kurses in Richtung einer staatlichen Planwirtschaft.
1969: Bauernrevolten erzwingen die Liberalisierung der kollektivistischen Wirtschaftsordnung.
1974: Tunesien und Libyen vereinbaren ihre Vereinigung im Rahmen einer Islamisch Arabischen Republik.
1978: Gewerkschaftsproteste wegen Inflation und Arbeitslosigkeit; ein Generalstreik in Verbindung mit schweren Unruhen fordert über fünfzig Tote.
Januar 1980: Überfall eines hundertfünfzig Mann starken Rebellenkommandos auf Gafsa mit libyscher Unterstützung; Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Libyen.
ab 1980: Phase vorsichtiger innenpolitischer Liberalisierung.
Januar 1984: »Brotaufstand« nach Streichung der Lebensmittelsubventionen durch die Regierung.
7. November 1987: Zin-el-Abidin Ben Ali entmachtet Staatspräsident Bourgiba, nachdem diesem durch mehrere Ärzte Amtsunfähigkeit bescheinigt worden war, und wird zweiter Präsident der Republik Tunesien. Zur Überwindung der von Willkürherrschaft geprägten letzten Jahre Bourgibas amnestiert Ben Ali dreitausend Gefangene.
April 1988: ein neues Parteiengesetz institutionalisiert das Mehrparteiensystem, wird von der Opposition aber abgelehnt.
November 1988: offizielle Zulassung der ersten Oppositionsparteien (RSP und PLS).
1.4.1989: Präsident Ben Ali mit 49,3 % der Stimmen wiedergewählt.
1990: Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zum Iran.
Januar 1991: Ermordung zweier PLO-Spitzenfunktionäre in Tunis.
März 1991: 93 % der Tunesier stehen im Golfkrieg auf der Seite des Irakers Saddam Hussein.
Mai 1991: Verhaftung von dreihundert Fundamentalisten, Mitglieder der illegalen Bewegung An-Nadha (»Wiedergeburt), denen Beteiligung an einem geplanten Staatsstreich vorgeworfen wird. Unter den Verhafteten auch einhundert Angehörige der Streitkräfte.