Piraten
Entgültige Niederstreckung
Piraterie hemmt Handelsverkehr
Als Kolonie der Osmanen wurde Tunesien aus mehr oder minder großer Entfernung verwaltet. Ein Großteil der tunesischen Einkünfte stammte in dieser Zeit aus der im Mittelmeer allseits praktizierten Piraterie. Die aufgebrachten Schiffe wurden geleert, die Mannschaft als Sklaven verkauft, die wenigen Frauen, die sich auf große Fahrt wagten, landeten im Harem, wo sie von ihren Mitinsassinnen angegiftet wurden. Die verschiedenen europäischen Mächte erzwangen verschiedene Übereinkünfte, die sofort wieder verletzt wurden, da der Bey von Tunis die Handelsrivalitäten derselben Mächte, vor allem die zwischen Franzosen und Engländern, gegeneinander auszuspielen wußte. Insgesamt ließ das Schicksal der Gefangenen und die Behandlung der Weißen die europäischen Höfe ziemlich kalt, doch stellte die Unsicherheit im Mittelmeer ein ernsthaftes Hemmnis für den Handelsverkehr dar. Eines war allerdings sicher: Seereisen waren gefährlich, vor allem in Nähe der tunesischen Küste. Daher die wahnsinnige Geld- und Energieverschwendung der Europäer, die sich die Gunst der tunesischen Kaperfahrer erkaufen wollten. Die Piraterie endete erst 1819 nach einer gemeinsamen Drohung aller Europäer, die sich im Jahr zuvor in Aachen versammelt hatten.
Verfall und Niedergang
Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde in Tunesien nur ein Zehntel des fruchtbaren Bodens landwirtschaftlich genutzt. Trotz eines ruinösen Steuersystems die Steuern wurden Jahre im voraus eingetrieben verschlechterte sich die Lage der Staatsfinanzen zusehends. Der aufwendige Lebensstil am Hof des Beys und eine weitverbreitete Korruption verschärften die aussichtslose Lage zusätzlich. Die Aufnahme von Auslandskrediten bei Pariser Banken halft auch nicht viel, weil die Zinsen bald über den jährlichen Einkünften lagen. 1869 mußte das Land den Staatsbankrott erklären; und Franzosen, Italiener und Engländer richteten eine dreifache Finanzkontrolle ein, um die Lage zu bereinigen.