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Im Loop (1)

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Sehenswertes im Loop

Die Dinosaurier-Hochbahn als unverhoffte Attraktion

Chicago – Kunstwerke aus Eisen und Stahl

– »The El«: die völlig verrostete, auf ausgefahrenen Schienen hin und her schlingernde Hochbahn, 1883 anläßlich der World Colombian Exposition gebaut, die das Geschäftsviertel begrenzt. Dieses anachronistische Verkehrsmittel verleiht dem Viertel im Schatten von Wolkenkratzern auf Anhieb eine besondere Note.

Vor etwa einem Jahrzehnt wurde die Bahn von einer Bürgerinitiative im Loop, die sich mit aller Energie für ihre Erhaltung einsetzte, vor der Demontage bewahrt. Politiker und Spekulanten hatten geglaubt, den Wert ihrer Gebäude oder Geschäfte durch einen Abriß der »El« um ein Vielfaches steigern zu können. Den Argumenten, die Bahn sei laut und unästhetisch, die Metallkonstruktion gehöre einem vergangenen Zeitalter an usf., hielten die Befürworter die positiven Aspekte der Linie entgegen: die »El« sei ein origineller Bruch mit den starren architektonischen Linien, biete eine zusätzliche Dimension im Raum, und, das Hauptargument, sie bringe Atmosphäre und Akzente in die Stadtlandschaft, die mancher anderen amerikanischen Stadt fehlen.

– Wer nicht an der Loop Walking Tour teilnehmen möchte, dem versuchen wir an dieser Stelle die faszinierendsten Gebäude aufzuzählen. Unserer Anordnung liegt eine nachvollziehbare Route zugrunde:

– Auditorium: 403 S Michigan. 1887 von Sullivan erbaut, der zwar noch keinen Stahl, aber ganz erstaunliche Erfindungen und Schmuckformen verwendete und sogar schon an eine Klimaanlage gedacht hat. Nach einem Besuch vor Ort soll Präsident Harrison ausgerufen haben: »Jetzt ist es soweit, New York wird das Handtuch werfen!«

– Manhattan Building: Congress, Ecke S Dearborn. Das älteste Gebäude in Metallbauweise (1889). Daneben, das Old Colony Building aus dem Jahre 1893. In der 343 S Dearborn, das »Fisher«-Gebäude von Burnham: in einem gefälligen gotischen Stil, Richtfest 1895.

– Monadnock: S Dearborn, zwischen Van Buren und W Jackson. Anschaulichstes Beispiel für das Fortschreiten der technischen Entwicklung. Der älteste Abschnitt, 1889 von Burnham und Root errichtet, wurde zum Teil noch nach alten Konstruktionsprinzipien erbaut – auf einem vorspringenden kräftigen Sockel, so als habe man der Statik selbst nicht ganz vertraut.

Der später entstandene Teil daneben aus dem Jahr 1892 wurde von Holabird und Rohe unter verstärktem Einsatz von Eisengerüsten konstruiert. Die Architektur wirkt leichter, die Öffnungen werden größer. Lobenswerterweise bemühte sich Holabird, einen einheitlichen Gesamteindruck zu wahren: sogar die Form der Fenster ist detailgetreu nachempfunden.

– Metropolitan Detention Center: Van Buren, Ecke Federal; eigenwilliges dreieckiges Objekt, 1975 hochgezogen. Selbst Gefängnisbauten vermögen Architekten zu inspirieren!

– Board of Trade Building: 141 W Jackson. Tagtäglich knirschen die hungernden Völker der Welt ohnmächtig mit den Zähnen: in dieser Konstruktion von Holabird aus dem Jahre 1929 wird der Weizen- und Haferpreis festgesetzt. Beeindruckende Jugendstilfassade. Unter der Woche von 9-14h geöffnet. Eingang über die Visitor Center Gallery im fünften Stock. T. 435-3590.

Besonders Interessierte können auch die Chicago Mercantile Exchange besichtigen, 30 S Wacker Drive, Downtown. Alle Arten von Optionen werden gehandelt: auf Devisen, Informationen. Riesiger, mit Menschen vollgestopfter und mit Bildschirmen gespickter Saal. Der Eintritt ist frei.

– Rockery: 209 S La Salle und Quincy. Ein weiteres Werk Burnhams. Reicher architektonischer Schmuck an der Außenwand: Flechtwerk, Friese. Beachtlich auch die gemeißelten, üppig dekorierten Straßenschilder. Die Innenarchitektur geht auf das Konto von Frank Lloyd Wright (1905).

– Marquette Building: 140 S Dearborn, gegenüber vom Federal Center. Geistiger Urheber war Holabird, 1893 und 1905. Die Innenhalle zieren dekorative Tiffany-Mosaiken. Eine Broschüre mit Erläuterungen ist beim Aufseher erhältlich.

– Federal Center Complex: 219 S Dearborn. Von Mies Van der Rohe 1959 bzw. 1966 geplant. Die beiden Gebäude umrahmen die Plaza und den riesigen Calder und erzielen zusammen einen Eindruck harmonischen Gleichgewichtes. Die Lebhaftigkeit des Flamand Rouge am Calder konstrastiert mit der Feierlichkeit der schwarzen Glasfassaden rundherum. Ein Stückchen weiter findet sich das Berghoff, eines der ersten, nach dem zerstörerischen Feuer von 1872 errichteten, Gebäude.