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Ein ernstes Wort

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Unglücklicherweise ist das Burren-Gebiet in letzter Zeit Opfer seines wachsenden Bekanntheitsgrades geworden. Als die Besucherscharen noch überschaubar waren, gab es keinerlei Probleme mit dem Fremdenverkehr. Schließlich liegen viele archäologische Stätten, wie Festungen, Steinkreise, Dolmen, etc., weitab der Straßen. Der Besucher ist gezwungen, Felder zu überqueren, über Mauern zu steigen, Weidetore zu öffnen, um zu ihnen zu gelangen. Wenn es sich um nur einen oder zwei Urlauber handelt, passen sie sich meist an die Gepflogenheiten des Landes an und fallen gar nicht auf. Werden es hingegen mehr – mehrere Dutzend pro Tag etwa – scheint plötzlich das Gesetz der Masse zu regieren. Die einzelnen halten es nicht mehr für nötig, den heruntergefallenen Stein aus der Trockenmauer wieder einzusetzen, das Gatter wieder zu schließen, den Abfall einzupacken, und was dergleichen Ärgernisse mehr sind.

Schwerwiegender noch sind die Unsicherheiten der Rechtslage. Das irische Recht bestimmt, dass ein Bauer für das, was auf seinem Grund geschieht, die ungeteilte Verantwortung trägt. Da das Gerücht im Umlauf ist, ein Tourist, der sich auf einem Feld zum Beispiel ein Bein brechen würde, könne den Bauern auf Schadensersatz verklagen, haben viele Landbesitzer flugs den Zugang zu den historischen Stätten mit einem Verbotsschild gesperrt. Dazu haben sie das Recht, denn die Ländereien sind Privatbesitz, und ein Right of Way, ein öffentlicher Anspruch auf Durchgang wie in England oder wie bei uns existiert in Irland nicht. Das Fremdenverkehrsamt von Kilfenora ist sich des Problems bewußt und versucht, Abhilfe zu schaffen. Ein Gesetz, das ein Durchgangsrecht durch Privatbesitz verkündet, setzt allerdings voraus, dass die Wanderer der Natur und den Steinen mehr Achtung entgegenbringen müßten als bisher. Es ist nicht unbedingt nur eine Frage der Moral, ob man die einheimischen Bauern, die schon seit Generationen das karge Land bewirtschaften, vor den Kopf stößt oder ob man es läßt. Zu den Mühen, die es kostet, die Felder urbar zu machen, schaue man sich bei Gelegenheit den Film »The Field« an. Einige Stätten, die wir weiter unten beschreiben, sind augenblicklich gar nicht zugänglich. Mitunter gelingt es einigen wenigen Leuten, heimlich zu diesen Plätzen vorzubringen. Das kann jedoch wohlgemerkt Ärger geben! Also mache man doch aus der Not eine Tugend, lasse die bekannten Stätten, deren Zugang problematisch ist, vorerst einmal links liegen und entdecke seine eigenen Ringwälle, Keilgräber (Wedge Tombs), Spanischen Reiter, Dolmen, etc. Davon sind noch Hunderte irgendwo verborgen, manchmal sogar an viel schöneren Plätzen als die »offiziellen« Sehenswürdigkeiten. Auch die hier im Buch beschriebene Auswahl erhebt keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit. Wir überlassen es dem Leser, sich einmal mehr abseits der touristischen Pilgerpfade umzutun ...

Seit einiger Zeit ist ein Dokumentationszentrum über das Burren-Gebiet in einem der wildesten Landstriche in Planung. Bisher haben heimische Ökologen dagegen ihr Veto eingelegt. Hieran wird wieder einmal deutlich, wie schwer es ist, die Erschließung für den Fremdenverkeht – einer wichtigen Einnahme- und Erwerbsquelle – und die Rücksichtnahme auf die Natur miteinander zu vereinbaren. Es ist in diesem Falle gar nicht so einfach, die Infrastruktur des Gebietes zu entwickeln, ohne damit das zu zerstören, was diejenigen, von denen man profitieren will, eigentlich herbeilockt.