Rathlin Island
Rathlin Island (Vorwahl 012657)
Ein Draht zu Seeräubergeschichten
Als Ausgangspunkt für die Erkundung dieses Eilands dient Ballyscastle. Die sechshundert Einwohner, die einst hier beheimatet waren, wurden 1575 vom Herzog von Essex, einem Günstling Elisabeths I., niedergemetzelt. Heute harren noch an die hundert Bewohner auf dem windgepeitschten Stückchen Land aus. Marconi führte hier einen der ersten erfolgreichen Versuche in drahtloser Radiotelegrafie durch. Die Insel besticht vornehmlich durch ihre urwüchsige Wildnis, wie sie für weite Gebiete der irischen Landschaft typisch ist: flaches, baum- und strauchloses Land, dafür zahllose Gemäuer und verfallene Bauernhöfe. In dem ersten Auto, das sich 1955 in diese Oase der Einsamkeit vorwagte, saß die neue Gemeindeschwester. Lange Zeit wurde der Strom mit einem eigenen Generator erzeugt.
Rundherum erheben sich gewaltige helle Klippen, in denen Tausende von Vögeln Unterschlupf finden. Vom Leuchtturm am Bull Point (West Lighthouse) lassen sie sich ausgezeichnet beobachten. Während der Saison pendelt ein Kleinbus vom Hafen dorthin. Die Insel verbirgt viele Höhlen, deren Erforschung sich aber nur bei freundlichem Wetter lohnt. Die bedeutendste ist Bruce´s Cave in der Nähe des östlichen Leuchtturms, die ihren Namen Robert the Bruce verdankt. Der Schottenkönig fand hier nach der Niederlage gegen die Engländer eine sichere Zuflucht. Die Legende berichtet, die gesunde Luft der Insel habe ihm dermaßen viel Kraft und Schwung verliehen, dass er den Kampf wiederaufnehmen und in der Schlacht von Bannockburn im Jahre 1314 den Sieg erringen konnte, der Schottland wieder zur Unabhängigkeit verhalf.
Am Südzipfel befindet sich die Ruine eines Schmugglerhauses. Wer einen Draht zu Seeräubergeschichten hat, lasse seiner Fantasie freien Lauf. Mit etwas Glück sind hier auch Robben zu sehen. Überflüssig zu sagen, dass sie scheu sind. Selbstredend auch, dass sich auf der ganzen Insel Schafe tummeln.
Bei einigermaßen gutem Wetter läßt sich in rund 25 km Enfernung die Küste Schottlands, außerdem breitet sich die Nordküste Irlands in voller Länge vor dem Betrachter aus. Ein landschaftliches Ereignis.
Ein Hinweis am Rande: die Insel legt im Moment noch arg wenig Wert darauf, Touristen anzulocken. Man muß sie und ihre Bewohner nehmen wie sie sind, in ihrer ganzen Rauhheit. Auch hier liegen alte Autowracks im Gebüsch herum. Die Strände sind mit Seegras überwuchert. Man muß die Rauheit dieser Inselwelt entdecken, die Freude an langen Spaziergängen in frischer und stärkender Luft. Am besten erwarte man erst gar keine Sommer-Sonne-Strand-Atmosphäre, sondern stelle sich auf Natur und Landschaft ein. Stichwort: Fremdenverkehr zerstört, was er liebt.
Anreise
Von Ballycastle: Eine kleine Personenfähre fährt vom 1. Juli bis zum 31. August um 10.30, 12.15, 17 und 18.45h; im April, Mai, Juni, September und Oktober um 10.30 und 17h; im Winter um 10.30 und 16h. Auskünfte bei Rathlin Ferries, T. 63 907 oder 63 915.
Rückkehr von der Insel: vom 1. Juli bis zum 31. August um 9, 11.15, 16 und 18h; im April, Mai, Juni, September und Oktober um 9 und 16h, im Winter um 9 und 15h.
Natürlich kann rauhe See immer einen Strich durch die Rechnung machen!
Preis für Hin- und Rückfahrt ca. 9 Euro, ermäßigt 7,50 Euro, Einzelfahrten (wenn Übernachtung auf der Insel) etwas mehr als die Hälfte.
Unterkunft auf der Insel
Rathlin Guesthouse: zehn Gehminuten von der Anlegestelle, auf der anderen Seite der Bucht. T. 63 917. Ein solch nettes B&B-Quartier hätte man in diesem winzigen Hafen gar nicht vermutet. Himmlische Ruhe, anständige Zimmer. Auf Wunsch Abendessen, das allerdings schon um 18.30 auf dem Tisch steht. Gutes Frühstück. Am besten einen Monat im Voraus buchen.
Manor House: T. 63920, keine Angaben über Preise und Leistungen.
Unternehmung
Drei Wanderwege vom Hafen aus: zum Bull Point sind es etwa 7 km. Unterwegs stößt man auf die anglikanische Kirche des Heiligen Thomas mit einem reizvollen Seefahrerfriedhof und auf die katholische Kirche oben am Abhang. Oben vom Hügel schöner Rundblick auf die Church Bay und die Kliffs von Ulster. Zum Bruce´s Cave und East Lighthouse sind es nur milde zwei Kilometer. Ein Weg führt zur Südspitze der Insel mit Smuggler´s House und South Lighthouse. Unterwegs passiert man einem großen See. Für einen Aufpreis kann man auf der Fähre auch Fahrräder mitnehmen, so man welche hat. Logisch, was? Sicher mit die angenehmste Art, die Insel zu erkunden. Am Hafen angelangt, belohnt man sich in einem Pub für die Mühe in leider ziemlich modernem Rahmen.
Tauchen im Meer: T. 63 915 (Richard Branson Activity Centre).