Neuanfang
Erben gesucht - Wem gehört San Francisco?
Verflossener Reichtum entlang der Mother Lodge
Armut adelt, nicht der Mammon
1850 führt Suter einen Prozeß um 25 Millionen Dollar gegen den Staat Kalifornien, der sich seine Gebäude, Kanäle, Wege usw. angeeignet hatte, gegen 17.221 Farmer, die seinen Boden bewirtschaften. Er verlangt seinen Anteil an allem auf seinem Grund und Boden geförderten Gold, ferner 25 Millionen Dollar von der Union wegen der Verwüstungen an seinem Eigentum.
Nach vier Jahren Dauer fällt Richter Thompson, höchster Beamter des Staates und unbestechlich, sein Urteil. Suter bekommt in vollem Umfang Recht! Triumph und Friede? Mitnichten, sein Untergang!
Ein wahrer Sturm bricht los. Alle, die sich nur irgendwie von dem Urteil bedroht sehen, rotten sich zu Zehntausenden zusammen, stürmen den Justizpalast, brennen ihn nieder und suchen Richter Thompson, um ihn aufzuknüpfen. Das Gesindel bricht auf, um Suters Besitz zu plündern.
Ein Sohn erschießt sich in seiner Bedrängnis, der zweite wird ermordet, der dritte flieht, um bei der Heimkehr zu ertrinken. Suter selbst entrinnt nur knapp dem Tode. Von seinem Besitz bleibt nur eine Einöde, Geld, Möbel, Sammlungen werden geraubt, alle Gebäude gehen in Flammen auf, aller Reichtum ist dahin. 1880 stirbt er in Washington durch Herzschlag als verarmter, bespöttelter Habenichts, und doch dem Rechtstitel nach als reichster Mann der Welt. Und nun sind wir dabei unseren Stammbaum zu erforschen, ob nicht doch irgendein Onkel ...
Auch Marshall hatte kein Glück. Andere Goldgräber verspotteten seinen Glauben an übersinnliche Kräfte und drohten ihm Lynchjustiz an, falls er sie nicht zu neuen Goldvorkommen führe. Nach vier Jahren strich ihm der Staat eine Rente von zweihundert Dollar, die er ihm zunächst als Entdecker gewährt hatte. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete er als Schmied und verteilte für einige Cents seine Autogramme unter die Neugierigen. Er starb als verbitterter, mit seinem Leben hadernder Mann.
Coloma liegt übrigens an der sogenannten Mother Lodge, jener goldhaltigen, reichen Quarzader, deren Lauf heute der Highway S 49 folgt, benannt natürlich nach den »Forty-Niners«. Der später gefundene Silberhauptgang bei Virginia City war übrigens der Comstock Lodge.
Vieles hat sich seit jener Zeit in Kalifornien geändert, und heute ist es nicht mehr der Reiz des Goldes, der die Besucherscharen nach San Francisco lockt. Hier ist alles anders. Die Farbigen sind farbig und stolz darauf, genauso wie die Schwulen stolz auf ihre Homosexualität sind, auch wenn Aids ihnen zu schaffen macht. Die Menschen achten einander und tun doch stets, wozu sie Lust haben. Und trotzig verteidigen sie ihr Recht auf ihren eigenen Lebensstil.
Paradoxerweise finden sich in der Innenstadt wenige Wolkenkratzer, verglichen mit anderen amerikanischen Metropolen, denn die Bauherren bekommen strenge Vorgaben, wie ein Gebäude in San Francisco auszusehen habe, nicht zuletzt auch wegen der Erdbebengefahr. Das erschwert nicht nur die Planung eines Projekts, sondern erhöht zudem die Kosten.
Die Stadtväter wissen außerdem, dass eine Stadt von der Mischung verschiedener sozialer Klassen sowie von der Konfrontation verschiedener Gruppen lebt. Sie sorgen dafür, dass die Mieten nicht allzu sehr in die Höhe getrieben werden, damit das soziale Gleichgewicht in der Stadt gewahrt bleibt. Die jüngsten Rassenunruhen dürften Mahnung genug sein, sich sozialer Mißstände in Zukunft gründlicher anzunehmen.