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Hippies

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Homage an die Blumenkinder

cover Schillernder, authentischer Bildband, Collection Rolf Heyne, 384 Seiten, 24,90 Euro, Autor: Barry Miles

Politik, Drogen, Musik – diese drei Themen dominieren in Barry Miles‘ faszinierendem Bildband, dessen Optik kaum weniger schillernd ist, als die Kleider der von ihm porträtierten Hippies. Der LSD-Papst Timothy Leary, aber auch Bürgerrechtler und Rock-Ikonen begleiten den Leser auf einen Trip in die sechziger und siebziger Jahre, als eine neue Subkultur in den USA und Europa die gesamte Gesellschaft veränderte.

Miles zeigt uns keine Bilderbuch-Idylle: Nackte Tatsachen kommen nicht immer so anmutig daher, wie die jugendlichen Besucher des Woodstock-Festivals. Gewalt – nicht nur von Seiten der verhassten Staatsmacht – taucht immer wieder auf: Der Vietnamkrieg erschütterte damals die Gemüter, ebenso wie Charles Mansons perverse Auffassung von Rebellion.

Natürlich klingt in Miles‘ Werk auch Nostalgie und Anerkennung an. Am anrührendsten wirken die Bilder unbekannter junger Menschen, deren Posen mal naiv, mal nachdenklich scheinen. Doch es ist dem Autoren hoch anzurechnen, dass er kein allzu verklärtes Bild jener Jahre abliefert, obwohl er sich noch immer zu den Idealen der Hippies – persönliche Freiheit, Offenheit und Toleranz, Hinterfragung von Autoritäten und Tabus – bekennt.

Allein die chronologische Gliederung des Buches bürgt für Authentizität: Hier geht es eben nicht nur um die Beschreibung eines Lebensgefühls, sondern um die Betrachtung einer ganzen Epoche. Dabei stehen überwiegend junge Menschen im Vordergrund, Männer und Frauen, die sich nicht länger von oben diktieren lassen wollten, wie sie zu leben hatten und wofür sie gegebenenfalls ihr Leben lassen sollten. Kommunen statt bürgerlicher Kleinfamilien, freie Partnerwahl statt Verlobung und Heirat, um nur einige ihrer Anliegen zu nennen. Kaum zu glauben, wie viel Entrüstung ihr Auftreten damals auslöste.

Die äußeren Symbole ihrer Rebellion – lange Haare, Schlaghosen und bunte Kleidung - wurden freilich rasch vom Mainstream übernommen und so ihrer subversiven Wirkung beraubt. Wer in den späten siebziger und achtziger Jahren noch schockieren wollte, der fand bei Punks und Glam-Rockern eine neue Ästhetik. Die der Hippies geriet allmählich in Vergessenheit – bis sie in den letzten Jahren von Designern wieder aufgegriffen wurde. Eine etwas irritierende Tatsache, wenn man bedenkt, dass die Hippies sich gerade gegen die Macht der Modeindustrie und deren Werbemaschinerie auflehnten.

Den vielleicht wichtigsten Schwerpunkt des Bandes bilden Musiker wie die Beatles, Bob Dylan, Jim Morrison, Grateful Dead und viele andere. Ihre legendären Konzerte dokumentiert Miles ebenso wie ihre Weiterentwicklung im Laufe der Jahre. Die großformatigen Fotographien zeigen Künstler wie Publikum, Krawalle wie Liebespaare, LP-Covers wie Plakate, so dass insgesamt ein sehr lebendiger Eindruck entsteht. Darum ist dieser Band besonders für jene, die damals jung waren, eine wertvolle Fundgrube. Der hohe Nostalgiefaktor sollte jedoch jüngere Leser nicht abschrecken, die sich neben Emotionen auch Hintergrundwissen aneignen möchten.

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