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Anekdoten

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Sprünge, Hopser und Verwerfungen

Gott straft die Sünder

Auf Rock´n Roll gebaut

Im Jahre 1865 hatte es ein noch heftigeres Beben gegeben - Verwerfungen von elf (!) Metern wurden gemessen - das aber wegen der geringen Besiedlung keinen bedeutenden Schaden anrichtete. Der Schriftsteller Bret Harte witzelte sarkastisch über die benachbarten Oakländer, die verschont blieben, dass es Dinge gebe, die wohl auch die Erde nicht schlucken wolle.

Zum Beben erzählt man sich eine kleine Anekdote: die Stadt erholte sich ungewöhnlich rasch von diesem Schicksalsschlag. Schon im darauffolgenden Jahr waren sechstausend Gebäude instandgesetzt und mehrere tausend im Bau. All dies dank eines ansonsten unbedeutenden Richters, der entschieden hatte, dass die Ursache der Zerstörung nicht das Erdbeben, sondern das Feuer gewesen sei. So war der Schaden durch die Feuerversicherungen abgedeckt, und die Versicherungsunternehmen wurden zur Kasse gebeten. Geistliche und Puritaner sahen in dem Unglück allerdings eine Strafe Gottes, dessen Zorn sich die Stadt durch ihr dekadentes Leben zugezogen hätte. Schließlich gab es hier einen großen Hafen, in dem Prostitution und Glücksspiel florierten.

Wie soll man also das Drama von 1989 interpretieren, bei dem die Teile der Bay Bridge herunterplumpsten und die obere Fahrbahn einer Stadtautobahn einstürzte? Bestrafung des Sodom und Gomorrha in Amerikas Westen oder Bestrafung jener Autofahrer, die zu Dutzenden unter den Betontrümmern begraben wurden? Tatsächlich fielen in den übrigen Teilen der Stadt nur wenige Menschen dem Erdbeben zum Opfer. Die strengen Bauvorschriften, die zum Schutz vor Erdbebenschäden eingeführt worden waren, haben sich bestens bewährt. Nur einige Holzhäuser im Marina-Viertel brachen infolge des Erdrutsches zusammen. Abgesehen von besagter Unglücksbrücke war dies die einzige Stelle, an der das Erdbeben Menschenopfer forderte.

Hier noch eine kleine Geschichte. Während des 89er Erdbebens berichtet ein New Yorker Sportjounalist, der in San Francisco war um vom weltgrößten Baseballereignis, den »World Series« zu berichten:

Wäre ein Erdbeben im Yankee Stadium in New York passiert, hätten sich die Besucher wohl zu Tode getretenßß. Nicht hier. Mutige Bürger verließen ihre Autos und regelten den Verkehr. Lkw-Fahrer und Baseballspieler zusammen mit Hilfskräften versuchten Menschen zu retten, die auf dem kollabierten Freeway in Not geraten waren. Die Polizei verzeichnete keinen Anstieg der Gewalttaten.

Als die World Series drei Wochen später fortgesetzt wurden, sangen 64.000 Zuschauer ? einige zur Sicherheit mit Helmen ausgestattet - »We built this city on rock´n roll«. Unsere Leser können sich aber ganz beruhigt auf die Socken machen. Wahrscheinlichkeitsrechnungen zufolge dürfte sich das nächste bedeutende Erdbeben erst in zweiundachtzig Jahren ereignen.