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Petrified Forest

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Heiße Erde im versteinerten Wald

Ein Mormone macht den Namen

Priester als Markting-Fachmann

Siebzehn Meilen von Glen Ellen, an der Straße nach Calistoga, finden sich einige durch einen Lavastrom versteinerte Mammutbäume. Ingesamt enttäuschend. Kurz vor Calistoga bricht alle fünfzig Minuten ein Geysir aus. Der Mormonenpriester Sam Brannan schuf den Namen aus California und Saratoga, dem im 19. Jahrhudert berühmten Heilbad im Staate New York, und errichtete hier ein erstes Hotel mit Kurbad unter Nutzung der heißen Quellen.

Brannan, ein ein bulliger Kerl, guter Zecher und Mormone, der 1846 mit einer Schar von Glaubensbüdern auf Geheiß von Brigham Young zwecks Gründung einer Kolonie gekommen war, verlegte den »California Star«, betätigte sich als Immobilienhändler, Prediger und war auch sonst sehr rührig. So gründet er 1851 auch mit zwei Gesinnungsgenossen und sechshundert weiteren Mitstreitern den ersten Sicherheitsausschuß, eine Art Bürgerkommittee gegen Spitzbuben, der bis zur seiner Auflösung ein Jahr später vier Verbrecher gelyncht und somit vorläufig ein Mindestmaß an Ruhe und Ordnung wiederhergestellt hatte. Erstes Opfer war John Jenkins, Angehöriger der Sydney Ducks, einer Bande von Australiern, meist Sträflinge auf Bewährung, die das Hafengebiet unsicher machte, und den man im in Büro eines Schiffsmaklers ertappte, wo er gerade einen Geldschrank bearbeitete. Die Leichenschaukommission zeigte sich mit diesem kurzen Prozeß überhaupt nicht einverstanden, konnte zunächst aber nichts ausrichten, da ein Ausschuß von über 180 Angehörigen der Bürgerwehr gemeinschaftlich die Verantwortung übernahm. Auf Druck der Behörden war es nach hundert Tagen mit dem ersten Ausschuß aber vorbei. Eine Neuauflage erfolgte 1856 während vier Monaten, als sechstausend Bewaffnete dem überhandnehmenden Gesindel – zwischen 1849 und 1856 zählte man tausend Morde – Einhalt geboten. Gouverneur J. Neely Johnson plante Truppen gegen die Bürgerwehr aufzustellen und bat Präsident Pierce um militärische Unterstützung, so dass die Bürgerwehr sich am 18. August mit sechstausend Bewaffneten in der beflaggten Stadt unter dem Jubel der Bevölkerung mit einer letzten Parade verabschiedete. Eine andere berühmte Bande, der Brannans Bürgerwehr den Garaus machte, waren die Hounds, ehemalige Angehörige eines New Yorker Regiments, das gegen Mexiko gefochten hatte. Ihr Oberst J.D. Stevenson hatte die Truppe aufgelöst, weil er den Immobilienhandel gewinnträchtiger fand. Unter der Fuchtel des ehemaligen Leutnants Sam Roberts spähten sie für die Schiffseigner desertierte Matrosen auf den Goldfeldern aus, plünderten, vergewaltigten und versetzten vor allem alle Nicht-Weißen in Angst und Schrecken, da diese in ein Land eingedrungen seien, dass »von Natur aus ausschließlich für Amerikaner bestimmt ist, die edlen Herzens sind«.

Brannan war ein Fachmann im Markting. Einige Jahre vor dem Goldrausch besaß er bereits einen Laden in Sacrameto. Als die ersten Funde gemeldet wurden, rannte er mit einem alten Chininfläschchen Goldstaubs durch die Straßen San Franciscos und schrie: »Gold, Gold, vom American River«. Ganze Heerscharen machten sich auf den Weg und ließen ihn reich werden. Neunhundert Einwohner zählte die Stadt, wenige Stunden später nur noch sieben. Alle waren auf dem Marsch zu den buschbestandenen Hügeln El Dorados, Brannan vorneweg. 1850 waren es dann allerdings 25.000 Einwohner.

Als die fromme Pilgerschar nun bald das Erdreich fieberhaft durchwühlte, marschierte er von einem zum anderen, um den »Zehnten für den Herrn« einzuziehen. Als sein Chef, Brigham Young, in Salt Lake City diesen irdischen Segen als Spende für den Himmel einforderte, ließ Brannan den Boten unverrichteter Dinge umkehren, mit den Worten: »Teile Brigham mit, dass er von mir das Geld des Herrn erhalten kann, wenn er mir die Unterschrift des Herrn gibt – vorher nicht!«

Brannans Zeitung trug die Kunde von den Goldfunden in die Welt. Am ersten April erschien eine Sondernummer von zweitausend Exemplaren mit einem weitschweifigen Artikel des Arztes Dr. Victor Fougeaud. Im August war die Nachricht im Osten angelangt, und als der »New York Herald« sie übernahm und dazu noch der amerikanische Präsident die Funde in einem Jahresbericht an den Kongreß im Dezember erwähnte, um nachträglich die Einverleibung Kaliforniens zu rechtfertigen, brach der wirklich große Sturm los.

Ein Passagier, der mit dem ersten Dampfer, der California 1849 von New York ankam, berichtet, dass sein für 210 Personen ausgelegtes Schiff in Panama – es gab den beschwerlichen Landweg über den Kontinent, die Land-Wasser-Route über Panama und die Fahrt um Kap Hoorn – weitere tausend dort harrende Abenteurer aufnahm und stark schlingernd in den Hafen lief. Besatzung und Passagiere verließen ihren Pott fluchtartig, um zu den Goldfeldern aufzubrechen, und so war das Schiff das erste von sechshundert ein Jahr später, das leer und verlassen im Hafen dümpelte, bis man sie kurzerhand zur Landgewinnung versenkte.