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Levi Strauß

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Verrückte und halbverrückte Originale

Geburtsstunde der Blue Jeans

Federschmuck, Säbel und Perücke an der Barbarenküste

Anno 1847 landete ein armer jüdischer Einwanderer aus Bayern mit hundert Dollar und einem Posten Segelplane, die er zu Zelten für die Goldgräber verarbeiten wollte, in San Francisco. Levi Strauß, wie er damals schon hieß, verarbeitete den Stoff, da er ihn anderweitig nicht los wurde, zu Hosen, die wegen ihrer Haltbarkeit großen Anklang bei den Goldgräbern fanden. Der Stoff wurde aus Frankreich, genauer gesagt aus der Stadt Nîmes, eingeführt; daher auch sein englischer Name denim (de Nîmes). Das Wort jeans seinerseits rührt vom italienischen Hafen Genua (frz. Gênes; Jannes), von wo aus der Stoff in die USA verfrachtet wurde.

Im Unterschied zu herkömmlichen Hosen verstärkte man bei den Jeans die Nähte mit Nieten, wodurch sie strapazierfähig wurden. Ein Elternverband äußerte 1937 den Wunsch, doch die Nieten an den Gesäßtaschen wegzulassen, da sie Schulbänke und Stühle ruinierten. So geschah´s dann auch. Während des Zweiten Weltkriegs war die Nachfrage so gewaltig, dass Levis-Jeans nur noch an Militärangehörige abgegeben wurden. Längst haben die haltbaren Beinkleider aus San Francico den halben Erdball erobert, und kaum jemand erinnert sich noch an Levi Strauß, den armen bayrischen Auswanderer.

Andere Einwanderer machten nicht den großen Reibach, führten aber dennoch ein lustiges und auskömmliches Leben. So z.B. ein gewisser Joshua Norton, 1853 gekommen, um mit dem Handel von Reis Fortune zu machen.

Nachdem er 1859 unerwartet eine Riesenpleite hingelegt hatte, stolzierte er in einer etwas verlotterten, aber goldbetreßter Uniform, mit einem Federhut auf dem Kopf und einem Säbel an der Seite als Kaiser der Vereinigten Staaten und Beschützer Mexikos von Gottes Gnaden durch die Straßen. Er überprüfte die Polizisten auf ihren Streifengängen, las dem Stadtrat die Leviten, wenn er seiner Pflicht nur ungenügend nachkam und korrespondierte mit Königin Viktoria und Zar Alexander. Bis auf die Sache mit dem Kaiser hatte er keinen Dachschaden, sondern hielt sich in der Bibliothek und per eifriger Zeitungslektüre über alles in der Welt auf dem Laufenden und diskutierte die Geschehnisse mit allen, die mit ihm Umgang pflegten.

Die Einwohner spielten mit, die Presse veröffentlichte brav seine Aufrufe, in Restaurants wurde er umsonst verköstigt und die Stadt spendierte ihrem Kaiser nicht nur alljährlich eine neue Uniform, sondern ließ ihn auch Schecks bis zu fünfzig Cents ausstellen, ja er hatte sogar eine Ehrenloge im Theater und durfte kostenlos Straßenbahn fahren.

Zwanzig Jahre gehörte der liebenswürdige Kauz zum Stadtbild, stets in Begleitung von Bummer und Lazarus, seinen Hunden. »Bummer« deshalb, weil dieser den Weg um Kap Horn »bumming«, also als Nassauer geschafft hatte.

1880 nahm eine Trauergemeinde von 25.000 Leuten an seinem Begräbnis teil. Ein wenig später hielten die Bürger wieder Totenwache, als Lazarus unter die Räder eines Feuerwehrwagens geraten war.

Andere Originale zu der Zeit waren z.B. Frederick Coombs, selbsternannter Professor der Phrenologie, der als George Washington II mit gepuderter Perücke und im Aufzug früher Kolonisten durch die Straßen paradierte oder Oofty Goofty, auch der »Wilde Mann von Borneo« genannt, weil er wilde Tierschreie von sich gab. Mit Federn und Fellen behängt zählte er zum alltäglichen Bild der »Barbarenküste«. Seinen Unterhalt bestritt er dadurch, dass man ihm für zehn Cent einen Tritt in den Hintern versetzen, ihn für 25 Cents mit einem Billiardstock verhauen und für 50 Cents mit einem Baseballschläger einen Hieb erteilen durfte.

 

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