Goldfund
Goldrausch bei Sutter´s Mill - San Francisco-Mythos
Vom Tagedieb zum König von Neu-Helvetien
Gier, Verbrechen, Hysterie
Im Alter von 31 Jahren bricht er 1834 nach Amerika auf, nach einer Karriere als Bankrotteur, Dieb, Wechselfälscher und einem weiteren Intermezzo in Paris, wo er sich durch Betrug Geld für die Überfahrt beschaffte.
Zu Hause, in Rynenberg bei Basel, bleiben Suters Frau mit drei Kindern zurück. Es folgt ein unstetes Leben in New York als Packer, Drogist, Zahnarzt, Arzneiverkäufer, Kaschemmenpächter, schließlich als Farmer in Missouri. Hier hätte er sein Leben fristen können, wenn ihn nicht Unrast und Abenteuerlust nach Westen getrieben hätten. Im Jahre 1838 erreicht er nach einem qualvollen Treck, bei dem einige seiner Begleiter starben, andere das Unterfangen aufgaben, Van Couver am Pazifik. Wenig später, nach einer Reise mit einem morschen Segler, setzt er seinen Fuß in San Francisco, einem verlotterten Dörfchen, auf damals mexikanischen Boden.
Er entdeckt das fruchtbare Sacramentotal für seine hochtrabenden Pläne. Nicht nur eine Farm, nein ein ganzes Reich, Neu-Helvetien, will er gründen und sieht hier den nötigen Raum dafür. In Monte Rey stellt er sich dem Gouverneur Alverado vor und erklärt, mit seinen, während der Segelreise von den Sandwichinseln mitgebrachten Kanaken, das Land urbar machen und Siedlungen gründen zu wollen und erhält so eine Konzession auf zehn Jahre.
Suters fantastisches Vorhaben gelingt auf Anhieb. Der Erfolg ist ungeahnt. Nach Abbrennen und Rodung des Waldes werden Brunnen und Kanäle gegraben, Faktoreien angelegt; Mühlen und Gebäude entstehen. Neue Siedler und Arbeiter strömen herbei. Der Boden bringt reiche Erträge; die Herden zählen bald nach Tausenden von Köpfen.
Suter läßt das erste Obst, die ersten Reben pflanzen, wofür Kalifornien bis heute bekannt ist. Farmen und repräsentative Wohngebäude werden errichtet, ein Pleyel-Klavier über hundertachtzig Tagesreisen aus Paris herangeschafft, eine Dampfmaschine aus New York mittels sechzig Büffeln von Ost nach West geschleppt. Suter genießt Kredit bei den angesehensten Bankhäusern in Europa und ist einer der reichsten Männer der Welt. Die USA reißen Kalifornien an sich, und somit scheint der Erfolg gesichert. Auf der Höhe seiner Macht schreibt Suter seiner Familie in der Schweiz und bittet sie, zu kommen.
Im Januar 1848 findet James Marshall das erste Gold bei Arbeiten für ein neues Sägewerk am American River bei Coloma. Suter vergattert die wenigen anwesenden Ar
Im Januar 1848 findet James Marshall das erste Gold bei Arbeiten für ein neues Sägewerk am American River bei Coloma. Suter vergattert die wenigen anwesenden Arbeiter zur Verschwiegenheit. Vergebens acht Tage später verplappert eine Frau das Geheimnis und etwas Unerhörtes, nie Gekanntes geschieht: wer immer von dem Fund erfährt, läßt gerade alles stehen und liegen und bricht nach Coloma auf. Suters eigene Leute lassen alles im Stich, das nicht mehr gemolkene Vieh krepiert, Felder werden weder abgeerntet noch bestellt, die Städter eilen herbei, Beamte, Matrosen, jedermann, Gelumpe jeden Kalibers, zu jeder Schandtat bereit. Ein gewalttätiger Haufe, der immer stärker anschwillt, bald genährt von Zulauf aus allen Winkeln des Kontinents, Europas und fernen Erdteilen.
Von Suters Reich, San Francisco samt der ganzen Umgebung, dessen Eigentum ihm durch Regierungsakt noch einmal besiegelt worden war, bleibt nichts. Sein Land wird widerrechtlich durchwühlt, aufgeteilt, verkauft und wieder verkauft, seine Gebäude besetzt, seine beweglich Habe geplündert und zerstreut. Ohnmächtig zieht er sich zurück auf eine abgelegenere Farm Eremitage, wo bald seine Familie eintrifft. Kaum angelangt, stirbt seine Frau an Erschöpfung von der Reise. Mit seinen Söhnen betreibt er nun erneut Landwirtschaft und rappelt sich allmählich wieder auf. Ein neuer Anfang, verbunden mit dem Kampf um sein Recht. Zu diesem Zweck läßt er seinen Sohn Emil in Washington Jura studieren.