Vorbereitung
Jahreslange Vorbereitung
Die Seele des Karnevals
Neben Umzügen und Bällen präsentiert sich der Karneval vor allem in Form von Orchestergruppen (den Bandas) in den einzelnen Stadtvierteln, die am späten Nachmittag die aktuelle Samba spielen. Bei dieser Gelegenheit lebt die Seele des Karnevals eigentlich erst richtig auf. Man darf nämlich nicht verkennen, dass sich der Karneval in Rio zu einem Riesengeschäft gewandelt hat, das den Volksfestcharakter des ganzen Treibens zunehmend in den Hintergrund drängt. Außerdem spielt sich in den Monaten vor der Feier selbst folgendes Phänomen ab: die Teilnehmer investieren all ihre Kraft in die Vorbereitungen und vergessen die Probleme des Alltags; eine Form von subtiler, ja verräterischer Entfremdung setzt ein. Da nämlich jedermann das Recht zu feiern hat, gerät der Karneval zur ausschließlichen Beschäftigung. Um in dem allerunbedeutendsten Bloco eines Viertels mitmischen zu können, würde eine Frau zwischen einem Drittel und der Hälfte ihres Einkommens für ein Kostüm ausgeben. Pailletten, Federn, Perlenketten, Flitterkram, Bänder, Straßstein all das verschlingt Unsummen. Anschließend wechselt sich die Familie tagelang beim Schlangestehen vor den Schaltern ab, denn die Anzahl der preiswerten Karten für den Umzug ist begrenzt. War alles vergebens, bleibt immer noch die Möglichkeit, Karten auf dem Schwarzmarkt zu erwerben. Dort allerdings zahlt der Karnevalbegeisterte für die billigsten Plätze zehnmal mehr als an den regulären Verkaufsstellen, was aber keine Rolle spielt: Träume haben keinen Preis! An die Tribünenplätze darf man gar nicht erst denken; für diese müßte man das Gehalt mehrerer Monate hinblättern. Was die teuersten Logen angeht, so entspricht ihr Preis dem Lohn von Jahrzehnten Arbeit. Der Rei do Bicho (»König« des illegalen Glücksspiels in Rio) hat sich 1984 vier der über 30.000 Mark teuren Plätze geleistet! Auch die Eintrittspreise für Bälle und Privatclubs sind schwindelerregend. Weniger Begüterte müssen sich darauf beschränken, sich vier Tage lang in den Straßen zu amüsieren, sich von Tanz und Musik berauschen zu lassen, sich von der in langen Monaten der Arbeit und Erschöpfung aufgeladenen Spannung zu befreien ... während sie dem nächsten Fußballspiel entgegensehen!
Während der Vorbereitungszeit
Während der Karneval vorangehenden Wochen haben wir Gelegenheit, samstagabends bei Proben (Ensaios) in den Sambaschulen zuzugucken, was kaum etwas kostet. Eine Liste findet man in den Zeitungen unter der Rubrik »Veranstaltungen«. Auch bei den großen Sambaschulen darf man bei den Proben einen Blick riskieren. Am günstigsten ist die Zeit ab Oktober. Auch dabei kann es passieren, dass einem Geld abgeknöpft wird. In Ipanema oder Leblon fehlt es ebenfalls nicht an Gelegenheiten, Tänze und Kostüme des Karnevals kennenzulernen. Ist zwar touristisch bis aufs Mark, vermittelt aber immerhin einen ersten Eindruck.
Und hier die Adresse des Karnevals:
Avenida Marques de Sapucaí (Sambodrome)
RJ 20210-048
Tel:61 429 77 77
E-mail: rcvb@rcvb.com.br
www.rio.rj.gov.br/riotur